Auf ein
Lebewesen strömt eine große Menge an Reizen und Informationen ein. Um dieser
Überbelastung entgegenzuwirken blendet der Organismus vorhandene Reize aus, um
sich so an sie zu gewöhnen. Dabei werden die Reize zwar ausgelöst, doch die
Reaktion bleibt aus. Dies geschieht erst nach mehrmaliger Wiederholung.
Der wesentlichste
Unterschied zwischen der Gewöhnung und der Habituation liegt bei den bedingten
und unbedingten Reflexen. Während sich die Habituation nur auf unbedingte
Reflexe bezieht, kann sich die Gewöhnung auf beide Arten von Reflexen beziehen.
Bedingte
Reflexe sind nicht angeboren Reflexe, die erlernt werden. Unbedingte Reflexe
sind angeboren und entweder bei der Geburt schon komplett ausgebildet oder
werden während des Lebens entwickelt.
Die Habituation
ist eine, meist unbewusste Art des Lernens. Habituation geschieht, wenn der
Körper einem immer wiederkehrenden Reiz ausgesetzt ist, welcher sich als
unbedeutend erweist. Die Reaktion wird immer schwächer und bleibt nach einiger
Zeit meistens völlig aus.
Wir wohnen
in der Nähe vom Flughafen. Am Anfang haben wir den ständigen Fluglärm als
störend empfunden, doch heute haben wir uns, unbewusst, an ihn gewöhnt. Er ist
nicht wichtig und wir blenden ihn aus.
Ein
wesentliches Problem bei der Habituation liegt in der Unterscheidung zwischen
Ermüdung und Gewöhnung. Wann gewöhnt sich der Körper und wann beruht das Nachlassen
der Reaktion auf einer Schwäche des Körpers?
Ihr Hund
läuft Ihnen immer entgegen, wenn Sie die Tür aufschließen. Er springt an Ihnen
hoch und bellt, doch wenn er immer wieder ignoriert wird, wird er merken, dass Sie,
auch nach mehrmaligem Anspringen nicht an ihm interessiert sind. Schließlich
wird er Ihnen nicht mehr entgegenkommen, sondern dort verweilen wo er ist. Ist
dies nun eine Habituation oder einfach nur die Trägheit des Hundes?
Diese Frage
lässt sich anhand von bestimmten Eigenschaften, die nur bei der Habituation
auftreten, klären:
Habituation
ist reizspezifisch.
Die Habituation
bezieht sich nur auf einen bestimmten Reiz. Alle anderen Reize können gleichstark
ausgeführt werden. Wären alle anderen Reize geschwächt, wäre die Reaktion auf
die Ermüdung des Körpers zurückzuführen.
Wenn sie nun
ihren Hund zu sich rufen und er schwanzwedelnd, so wie immer, auf sie zu
gerannt kommt, wissen Sie, dass es nicht an seiner Trägheit lag. Somit wurde
seine Reaktion auf Ihr nicht beachten habituiert.
Habituation
ist reaktionsspezifisch.
Ein Reiz
kann mehrere Reaktionen haben. Es kann aber nur eine habituiert werden. Das
heißt, wenn eine Reaktion habituiert wurde, müsste die andere Reaktion in ihrer
normalen Stärke auftreten.
Wenn Sie
ihrem Hund etwas zu essen hinstellen, wird er sofort hinrennen und essen. Wenn Sie
ihm dann über das Fell streicheln, wird er kurz den Kopf heben, da er angefasst
wurde, doch nach wenigen Sekunden wird er den Kopf wieder senken und weiter
fressen. Er merkt dennoch weiterhin, dass sie ihn streicheln. Das Kopf heben
des Hundes wurde habituiert, doch er nimmt die Streicheleinheiten unvermindert
stark wahr.
Bei der Habituation unterscheidet man zwischen zwei Zeiträumen.
Bei der
Lang-Zeit-Habituation kann der Effekt bis über Wochen und Monate hin anhalten.
Sie stehen
vor einem Gemälde und sehen es zum ersten Mal. Sie werden mehrere Minuten davor
stehen und es gründlich betrachten. Sehen Sie das Bild nach Wochen oder Monaten
erneut, werden Sie ihm nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken wie am
Anfang, da Ihnen das Gemälde bereits bekannt ist. Ihre Reaktion wurde
habituiert.
Der Effekt
bei der Kurz-Zeit-Habituation ist bereits nach wenigen Stunden nicht mehr
vorhanden.
Der
Unterschied zwischen den beiden Zeiträumen ist der sogenannte
Spontanerholungseffekt. Dieser Effekt tritt nur bei der zeitlich kürzeren Dauer
auf.
Während dem sogenannten
„time-out“ wird der Körper dem Reiz eine gewisse Zeit nicht mehr ausgesetzt.
Wird nun der Körper diesem Reiz abermals ausgesetzt, tritt die, nun nicht mehr
habituierte Reaktion in verstärkter Form auf.
Sie sind auf
einem Konzert. Die Musik ist sehr laut. Am Anfang werden Sie diese Lautstärke
für störend empfinden, doch nach kurzer Zeit haben Sie sich daran gewöhnt. Wenn
sie aber nun in der Pause nach draußen gehen und einige Minuten dort verbringen
(hier erfolgt der Spontanerholungseffekt), hören Sie nur die „normalen“
Geräusche von draußen. Wenn das Konzert weitergeht, werden Sie die laute Musik erneut
als störend empfinden, weil sich Ihre Ohren kurz zuvor an die normale
Lautstärke gewöhnt haben.
Synaptische Vorgänge beim Prozess der Gewöhnung
Die Aktionspotenziale
werden an Synapsen im Kleinhirn weitergegeben. Dies geschieht mit Hilfe des
Transmitters Glutamat, welches an den Rezeptor der postsynaptischen Membran
andockt. Somit wird ein Na+ Einstrom und ein K+ Ausstrom ausgelöst und ein
Aktionspotenzial gebildet. Wenn jedoch sehr viele Aktionspotenziale die Synapse
erreichen wird durch die verstärkte Glutamatausschüttung noch ein weiterer
Rezeptor aktiviert, der dann über eine Stoffwechselkaskade in der postsynaptischen
Membran den Ionenfluss am ersten Rezeptor unterbindet. So wird dafür gesorgt,
dass bei vielen ankommenden Aktionspotenzialen die damit verbundenen Informationen
nicht weitergeleitet werden. Diese Reaktion auf immer wiederkehrende Impulse
kann als Gewöhnung aufgefasst werden.
Was hat Sucht mit Gewöhnung zu tun?
Sucht ist eine krankhafte und zwanghafte Abhängigkeit von
Stoffen, wie zum Beispiel Alkohol.
Als Gewöhnung wird
die physische Bindung an ein Suchtmittel bezeichnet.
Wer regelmäßig Alkohol konsumiert, gewöhnt sich sehr
schnell an die Wirkung. So wird Alkohol schnell in den Alltag mit eingebunden,
beispielsweise wenn man mit Freunden zusammen ist, nach einem stressigen Tag
usw. Je mehr sich diese Gewohnheiten in den Alltag einbringen, desto
schwieriger ist es, sich von ihnen zu lösen. Denn, wie oben beschrieben, führt
das Wiederholen von bestimmten Verhaltensweisen zu bestimmten Reaktionen. Bei
der Sucht ist die Gewöhnung natürlich ein negativer Faktor, da es sich hierbei
nicht um unwichtige Informationen handelt, sondern um ein einfaches Gewöhnen an
den Alkohol. Da beim Alkoholtrinken Glückshormone (Dopamin und Endorphine) ausgeschüttet
werden, merkt sich das Gehirn, dass der Effekt von Alkohol eine positive
Wirkung hat. Dadurch steigert sich das Verlangen nach immer mehr Alkohol.
Quellenangabe
http://de.wikipedia.org/wiki/Habituation#Habituation_beim_Menschen
http://www.hilfreich.de/gewoehnung-eigenschaften-von-habituation_10192
http://www.kmdd.de/jugendliche-was-ist-sucht.htm
https://www.kenn-dein-limit.info/gewoehnung-an-alkohol.html
PDF-Datei Bau und Funktionen von Nervenzellen - Lernen durch Gewöhnung
Quellenangabe
http://de.wikipedia.org/wiki/Habituation#Habituation_beim_Menschen
http://www.hilfreich.de/gewoehnung-eigenschaften-von-habituation_10192
http://www.kmdd.de/jugendliche-was-ist-sucht.htm
https://www.kenn-dein-limit.info/gewoehnung-an-alkohol.html
PDF-Datei Bau und Funktionen von Nervenzellen - Lernen durch Gewöhnung
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