Sonntag, 30. Dezember 2012

Kommunikation bei Menschenaffen



Menschenaffen (auch bekannt als Große Menschenaffen oder Hominidae), darunter Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas und Bonobos, gehören zu der Familie der Primaten und sind unsere engsten Verwandten im Tierreich. Sie sehen uns nicht nur ähnlich, sondern haben auch gewisse Verhaltensmuster, die unseren Verhaltensweisen sehr ähnlich sind. Dieser Gattung gehört auch der Mensch (Homo sapiens) an.

Forschungen zeigen, dass Menschenaffen fähig sind, komplexe Kommunikationswege zu erlernen und zu benutzen, um miteinander und mit Menschen kommunizieren zu können. Hierbei benutzen sie Zeichen,Symbole, Laute, Mimik und Gestik.

 So wie alle anderen Tiere, kommunizieren Menschenaffen, um ihre biologischen und gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen zu können. So warnen sie andere Artgenossen vor Raubtieren, interagieren mit ihren Gruppenmitgliedern oder versuchen den Zusammenhalt während einer Reise beizubehalten. Viele Menschenaffen verlassen sich auf olfaktorische Kommunikation wie Urin, um ihre Territorien zu markieren oder ihre gesellschaftliche Position darzustellen. Durch Berührung und/oder Annäherung zeigen oder bestätigen sie die Beziehung, die sie mit den anderen Affen haben. Menschenaffen benutzen die Kommunikation außerdem noch, wenn sie andere Menschenaffen auf sich aufmerksam machen wollen, sie vor Gefahr warnen wollen oder um den Ort einer großen Nahrungsquelle mitzuteilen. Meerkatzen benutzen zum Beispiel drei verschiedene Alarmrufe bei Angriffen von Leoparden, Adlern oder Schlangen. Dies wurde von Dorothy Cheney und Robert Seyfarth in Freilanduntersuchungen mit Tonbandaufnahmen nachgewiesen. Die Gewarnten flüchten je nachdem welche Alarmrufe der Signalsender ruft. Bei Leopardenalarm flüchten sie in die Bäume, unten in die Büsche wenn sie Adleralarm hören und bei Schlangenalarm beobachten sie den Boden. Allerdings wird ein Alarm meist nur dann gerufen, wenn Verwandte in der Nähe sind. Bei einem falschen Alarm setzt das Tier seinen "Ruf“ auf's Spiel und wird nächstes Mal nicht mehr von anderen Gruppenmitgliedern ernst genommen.

Schimpansen

Credit: Frans de Waal
Yerkes National Primate Research Center
Emory University
 Schimpansen (Pan) sind aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae) und sind die nächsten lebenden Verwandten der Menschen. Sie benutzen Werkzeuge, wie zum Beispiel Steine, um Nüsse zu knacken oder Stöcke um Termiten zu fangen. Diese Werkzeuge dienen sowohl als Wurfgeschosse um Feinde zu vertreiben als auch um sich zu verteidigen. Schimpansen kommunizieren auf eine ähnliche nonverbaler Weise wie Menschen. Sie benutzen Laute und Töne, verschiedene Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen. Schimpansen können mindestens 32 unterschiedliche Laute produzieren. Die sogenannte pant-hoot ist beispielsweise eine Art von Laut, den Schimpansen machen, um Kontakt mit den anderen aus der Ferne aufzunehmen. Andererseits benutzen Schimpansen spezielle pant-grunts als Zeichen, dass sie sich einem anderen Schimpansen unterordnen. Ein höheres Rangfolgegruppenmitglied würde diesen Laut nie vor einem niedrigeren Rangfolgemitglied der Gruppe verwenden. Durch Gesichtsausdrücke und Gestik verdeutlichen Schimpansen ihre Bedürfnisse und Emotionen. Schimpansen bitten andere Schimpansen um Nahrung mit offenen Händen. Ein besorgter Schimpanse macht die Lippen spitz. Ein verängstigter Schimpanse zeigt seine Zähne. Ein Lächeln zeigt einen nachgelassenen, freundlichen Schimpansen an. Wenn die Lippen fest zusammen gedrückt sind, ist der Schimpanse bereit anzugreifen.


Laut Forschern, geben Schimpansen, wie wir Menschen, ihre „Kultur“ an andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften weiter. Und sobald sie erfahren haben, wie man etwas macht, tendieren sie dazu, sich daran zu halten, selbst wenn es nicht die beste Art ist, die Arbeit fertig zu machen. Dies ist anscheinend so, weil die Notwendigkeit sich an ihre Gemeinschaften anzupassen genauso wichtig ist, wie bei uns Menschen.


 Kommunikation per Zeichensprache


 Die Theorie, die besagt, dass Zeichensprache die ursprünglichste Form der menschlichen Sprache war, ist bis heute noch umstritten. Viele Wissenschaftler vermuten, dass die Menschen vor dem gesprochenen Wort eine Gebärdensprache nutzten. Forscher benutzen oft eine Zeichen-/Gebärdensprache, um mit Primaten kommunizieren zu können. Manche Forscher behaupten, dass Menschenaffen nicht intelligent genug seien, deshalb können sie nicht sprechen. Doch diese Behauptung hat schon längst ihre Glaubwürdigkeit verloren. Menschenaffen haben nicht die Fähigkeit Worte/Sprache zu vokalisieren, da ihre Stimmlippe bzw. der Bau des Kehlkopfes anders ist als bei Menschen. Deshalb können sie nur verschiedene Laute oder Geräusche machen, die wir Menschen nicht verstehen können. Menschenaffen sind aber fähig eine Zeichensprache zu erlernen. Es ist jedoch umstritten, ob sie die Wörter auch richtig verstehen können.

Washoe


Forscher/Wissenschaftler sind seit langem fasziniert und forschen über das Verhalten sowie die Kommunikationsfähigkeit der Menschenaffen. Sie haben versucht die menschliche Sprache den verschiedenen Spezies der Menschenaffen beizubringen. Im Jahr 1966, bekamen Allen Gardner und seine Frau Beatrix Gardner den Affen Washoe, als sie ungefähr 10 Monate alt war und brachten ihr die amerikanische Zeichensprache bei.

Washoe
(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/4/48/Washoe_chimpanzee.jpg)
Washoe ist eine Schimpansin und gilt als das erste nichtmenschliche Wesen, das gelernt hat durch die amerikanische Zeichensprache (ASL) mit Menschen zu kommunizieren. Allen und Beatrix Gardner zogen Washoe wie ihr eigenes Kind auf. Washoe wurde in einer freundlichen Umgebung aufgezogen, trug häufig Kleidungen und saß mit ihnen am Abendessenstisch. Später führte der Psychologe Roger Fouts die Arbeit mit Washoe weiter. Washoe beherrscht ca. 250 Wörter behauptet Fouts, und dass sie auch ihre Kinder und Artgenossen Teile der Sprache beigebracht hat. Washoe benutzte Zeichen um ihre Bedürfnissee auszudrücken wie zum Beispiel eine bittende Geste. Um den „Geruch“ auszudrücken verwendete Washoe das Zeichen für „Blume“. Nach zusätzlichem Training konnte sie schließlich die Unterschiede zwischen Geruch und Blume unterscheiden. Außerdem Washoe war auch in der Lage zwei oder drei Zeichen zu kombinieren. Beispielsweiße „öffnen essen trinken“ bedeutet „öffne den Kühlschrank“ und „bitte öffnen beeilen“ sollte „bitte öffnen Sie es schnell“ bedeuten. Doch Kritiker sind skeptisch darüber, ob die Schimpansen auch wirklich die Sprache/Wörter verstanden haben. Im November 2007 starb Washoe im Alter von 42 Jahren.

Kanzi


Sue Savage-Rumbaugh with Kanzi in 2003
(http://www.smithsonianmag.com/science-nature/speakingbonobo.html)
 Kanzi ist ein Bonobo Schimpanse, der durch die Verwendung von Yerkish (Lexigram) gelernt hat zu kommunizieren, durch das Drücken verschiedene Tasten, die für bestimmte Wörter stehen. Die Yerkish Tastatur ist an einen Computer angeschlossen, sodass das Wort dann laut vom Computer vokalisiert wird. Offensichtlich hat Kanzi durch Zuschauen oder Lauschen die Bedeutung der Symbole gelernt, als die amerikanische Psychologin und Primalogin Sue Savage-Rumbaugh Matata, die Adoptivmutter von Kazi, sie unterrichtet hat. Sue Savage-Rumbaugh erklärte, dass auf einem Ausflug im Wald am Georgia State-Universitätslabor, wo Kanzi aufgezogen wurde, Kanzi die Symbole für "Marshmallow" und "Feuer " berührte. Kanzi hatte Streichhölzer und Marshmallows bekommen, zerbrach Stöcke für ein Feuer, zündete die Streichhölzer an und toastete die Marshmallows an den Stöcken. Sue Savage-Rumbaugh behauptet, dass Kanzi nicht nur die Symbole, die er benutzt, kennt, sondern auch die Bedeutung von bis zu 3,000 gesprochenen englischen Wörtern kennt. Um dies zu überprüfen hat Sue Savage-Rumbaugh jemanden in einem anderen Zimmer Worte aussprechen lassen, die Kanzi durch Kopfhörer hört. Kanzi zeigt dann auf das entsprechende Symbol auf seiner Tastatur. Außerdem haben Sue Savage-Rumbaugh und ihre Kollegen auch getestet, inwieweit die Bonobos die Fähigkeit besitzen ihre Gedanken „auszusprechen“, anstatt nur auf eine Tastatur zu drücken. In einem Experiment wurden Kanzi und seine Schwester, Panbanisha, in separate Räume gesetzt, sodass sie sich nicht sehen, aber hören können. Durch Lexigram (Yerkish) erklärte Sue Savage-Rumbaugh Kanzi, dass er Joghurt kriegen würde. Er wurde dann darum gebeten, Panbanisha diese Information zu übermitteln. Kanzi hat etwas zu Panbanisha vokalisiert, Panbanisha vokalisiert etwas zurück und drückt schließlich "Joghurt" auf der Lexigram Tastatur.




Quellen:

Natura: Biologie für Gymnasien - S.116, 120, 121
http://www.davidmswitzer.com/apelang.html
http://www.nature.com/scitable/knowledge/library/primate-communication-67560503
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/wildtiere/menschenaffen/index.jsp
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/wildtiere/menschenaffen/intelligenz.jsp
http://www.scinexx.de/dossier-detail-91-14.html
http://www.pigeon.psy.tufts.edu/psych26/language.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Schimpanse
http://en.wikipedia.org/wiki/Washoe_(chimpanzee)
http://www.daswissensblog.de/affen-und-menschliche-sprache-von-koko-washoe-und-anderen-sprechenden-affen/
http://www.smithsonianmag.com/science-nature/speakingbonobo.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Kanzi#cite_note-Smithsonain-9
http://abcnews.go.com/Technology/DyeHard/story?id=1061207&page=1#.UOA4-uQ73To
http://www.enchantedlearning.com/subjects/apes/chimp/

1 Kommentar:

  1. Ich finde den Blogeintrag sehr gelungen. Die Kommunikation bei den Menschenaffen, insbesondere bei den Schimpansen ist sehr genau, mit guten Beispielen beschrieben. Gerade die Schicksale der einzelnen Schimpansen wirft einen ganz neuen Blick auf das Thema.

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