Montag, 31. Dezember 2012

Synapse: Drogenwirkung und Sucht, Opioidrezeptor

Synapse: Drogenwirkung und Sucht, Opioidrezeptor


Kurze Erklärung zum Vorgang der Synapse:


Die Erregungsweiterleitung in einer Synapse geschieht zunächst aufgrund eines Aktionspotenzials, das vom Axon ins das Endknöpfchen führt. Dieses Aktionspotenzial führt zu einem Öffnen der Calciumionenkanäle. Dadurch fließen Calciumionen in das präsynaptische Neuron. In der präsynaptischen Zelle befinden sich bereits Vesikel. Diese sind präsynaptische Bläschen, in denen Transmitter (Informationsüberträger) wie zum Beispiel Acetylcholin, Noradrenalin, Serotonin, Epinephrin und Dopamin enthalten sind. Durch die Calciumionen „wandern“ die Vesikel immer weiter auf die präsynaptische Membran zu, mit der sie letztendlich verschmelzen. Hierbei werden die Transmitter in den synaptischen Spalt abgegeben, in dem sich bereits Na+-Ionen befinden. Die Transmittermoleküle gehen für kurze Zeit eine Bindung mit den Rezeptorproteinen an der postsynaptischen Membran ein, um so die Na+-Ionenkanäle zu öffnen und Na+-Ionen durch die Kanäle durchfließen zu lassen. Die postsynaptische Zelle wird durch das Einfließen der Na+-Ionen zunehmend positiver, da eine Depolarisation stattfinden.
Um eine Dauererregung bzw. Dauerwirkung der Transmitter im synaptischen Spalt zu verhindern, müssen diese durch Enzyme schnell wieder abgebaut werden. Die gespaltenen Transmittermoleküle können die Natriumionenkanäle nicht mehr aktivieren und werden wieder in das Endknöpfchen aufgenommen, um wieder synthetisiert zu werden.
 

Wirkung von Drogen in der Synapse:


Definition  von  Drogen:
Heutzutage versteht man unter Drogen Substanzen, die entweder als Reinstoff oder als Stoffgemisch benutzt  auf das Nervensystem des Menschen einwirken und dabei die Stimmung, Wahrnehmung und Gefühle des Konsumenten verändern.
Kompliziert wird es allerdings bei der Einordnung von Opium. Das Opium ist eine aus dem Schlafmohn gewonnene Rauschdroge.  Als Rohopium ist es definitiv als Droge zu bezeichnen, jedoch werden einige daraus gewonnene Extrakte wie das Morphium für arzneiliche Zwecke benutzt.

Da Drogen ein Suchtpotential besitzen und die Konsumenten regelrecht drängen mehr zu sich zu nehmen, können sie auch als Suchtmittel bezeichnet werden.
 
Wirkung der Drogen auf die Neurotransmitter:

Drogen wirken, indem sie die Funktionsweise eines oder mehrerer Transmitter beeinflussen. Dies kann auf 5 verschiedene Arten geschehen:
1.       Die Ausschüttung der Transmitter wird verstärkt oder verringert, sodass größere oder kleinere Mengen der Transmitter in den synaptischen Spalt gelangen. Speed oder auch Opiate beeinflussen zum Beispiel die Transmitterausschüttung .  Opiatrezeptormoleküle werden zum Beispiel auf Schmerzfaser- Synapsen gefunden und können den Schmerz eines Menschen lindern, indem sie die Transmitterausschüttung, die für den Schmerz sorgt, senken und somit die Schmerzschwelle des Menschen erhöhen.

2.       Speed kann nicht nur die Transmitterausschüttung verringern oder verstärken, sondern auch den Abbau von Transmittern unterbrechen bzw. stoppen. So bleiben die Transmitter im synaptischen Spalt und führen zu einer Dauerwirkung bzw. Dauerregung.
 
3.       Die Transmittermoleküle können nicht mehr durch die wieder aufnehmenden Enzyme zum Axon zurück transportiert werden. Auch hier ist die Folge eine Dauererregung im synaptischen Spalt, da zwar mehr Transmittermoleküle in den synaptischen Spalt fließen aber keine zurück in den Endknopf befördert werden. Kokain verhindert zum Beispiel die Wiederaufnahme des Transmitters Dopamin. Dadurch steigt die die Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt. Dopamin führt zu Antriebssteigerung und Motivation.

4.       Es können auch Transmittermoleküle durch Drogen nachgeahmt werden wie zum Beispiel durch Cannabis. Cannabis bindet sich an den Rezeptor der präsynaptischen Zelle und verhindert somit die Bindung von Transmitter und Rezeptor.

5.       Die Produktion von Transmittermoleküle wird von Drogen gehemmt.


Die Beeinflussung des Gehirns beim Konsum von Drogen:

Das Gehirn ist in verschiedene Bereiche geteilt, die jeweils eine andere Funktion haben. So gibt es Bereiche für das Empfinden oder auch Bereiche für die Bewegung usw. Jeder Gehirnbereich hat eine andere Zusammensetzung von Neuronen und auch von Neurotransmittern, da jeweils andere Neurotransmitter für eine Funktion gebraucht werden.
Durch den Konsum von Drogen gelangen diese über das Blut zum Gehirn. Die Wirkung einer Droge ist abhängig von bestimmten „Voraussetzungen“ im Körper:
1.       Sie ist abhängig von den Neurotransmittern, die beeinflusst werden.

2.       Auch spielen die Gehirnbereiche, in denen die Transmitter sich befinden, und ihre Funktion, die von den Gehirnbereichen gesteuert wird, eine große Rolle.
 
Die meisten Drogen beeinflussen nicht nur ein, sondern mehrere Neurotransmitter.

 

Wie funktioniert Sucht?


Die Sucht ist nicht nur auf die Einnahme von Drogen begrenzt. Es gibt auch Spielsucht, Magersucht, Arbeitssucht usw. Jedoch sind all diese Süchte mit der Drogensucht gleichzusetzen, da bei allen Süchten der Transmitter Dopamin ausgelöst wird.
Es handelt sich hierbei um eine Störung des Belohnungszentrums im Nucleus Accumbens, einem Bereich des Gehirns. Dieser befindet sich im Vorderhirn und ist für die Belohnung nach jeder Handlung eines Menschen zuständig. So wird zum Beispiel nach einem Erfolgserlebnis Dopamin ausgestoßen, das sich dann an den Rezeptor bindet. Dadurch werden Erregungspotenziale an andere Gehirnbereiche weiter geschickt, die zu Glücksgefühlen eines Menschen führen.
Das Belohnungszentrum kann durch alles Mögliche aktiviert werden: Essen, Sex, Sport etc. So wird der Mensch ständig motiviert bestimmte Handlungen zu wiederholen, da er aufgrund der Glücksgefühle wieder diese Erfahrungen machen möchte.
Drogen stimulieren den Menschen bis zu zehnmal mehr als Essen. Aufgrund dessen entscheiden sich viele eher für den Drogenkonsum, um ein schnelles und langanhaltendes Glücksgefühl zu erreichen.
Auch bei Tierversuchen wurde bereits erkannt, dass sich das Tier (Maus in diesem Fall) eher für die Drogen entscheidet als für seine Nahrung, wenn man ihm beides zugänglich macht. Das Lebewesen vernachlässigt essentielle Dinge für den Drogenkonsum. Dies führt zu vielen Problemen wie zum Beispiel Unterernährung oder sogar zum Tod.
Hinzu kommt, dass bei der physischen Abhängigkeit nach mehrmaligem Konsum der Droge eine erhöhte Toleranz ihr gegenüber auftritt, was zu einer Erhöhung der Dosis führt bzw führen muss. Man befindet sich in einem Teufelskreis, aus dem man sich nur schwer freiwillig befreien will, da die psychische Abhängigkeit nach diesen Glücksgefühlen viel zu wichtig für den Konsumenten von Drogen ist. Außerdem kann das abrupte Aufhören des Konsums zu Entzugserscheinungen führen oder auch zu Organproblemen, da der gewöhnte Stoff nicht mehr im Körper zu finden ist.



 

Opioidrezeptoren


In den 1980er Jahren fand man heraus, dass Nervenzellen Rezeptoren besitzen, an die Opiate direkt binden können. (Opioidrezeptoren, auch Opiatrezeptoren genannt) Daraus schloss man, dass es im Nervensystem Transmitter geben muss, die diese Rezeptoren zur Signalübertragung benutzen. Doch man fand keine morphiumstrukturähnliche Transmitter im Nervensystem. Erst einige Jahre später entdeckte man eine Gruppe von Peptiden, die sich an die Opioidrezeptoren binden können. Man nennt diese Peptide Neuropeptide. Man gab ihnen auch den Namen Endomorphine, was heute als Endorphine bekannt ist. Neben dem wichtigeren Beta-Endorphin gibt es auch die Enkephaline, die sich ebenfalls an die Opioidrezeptoren binden können. Die Transmitterwirkung dieser Stoffe ist hemmend.
Da Opiate Schmerzen lindern, muss die hemmende Wirkung von Endorphinen dadurch erklärt werden, dass sie Nervensignale hemmen. Diese Nervensignale werden auch von einem Transmitter übertragen. Dieser Transmitter heißt „Substanz P“, P wie „Pain“, da er Schmerz weiterleitet. Dieser Transmitter wird vor allem in den Nerven gefunden, die  die Sinneswahrnehmung vom Körper zum Rückenmark leiten. Die Substanz P wirkt auf Schmerzfasern im Nervensystem erregend, während die Endorphine und die Enkephaline hemmend wirken. Das bedeutet, dass durch die Substanz P Schmerz gefühlt wird, wohingegen die Endorphine den Schmerz lindern.
Ein gleichzeitiges Auftreten von der Substanz P und den Endorphinen oder den Enkephalinen führt zu einer kontrollierten Schmerzwahrnehmung.
Durch die Zuführung (?) von Opiaten wird die endogene(innere) Endorphinproduktion eingestellt, da die Opiate jetzt die Substanz P regulieren.  Wird jedoch die Zuführung(?) von Opiaten gestoppt bzw. unterbrochen, nimmt die Substanz P ihren eigentlichen Platz am Rezeptor ein, sodass der Mensch wieder Schmerz fühlen wird. Diese Entzugserscheinungen können erst nach und nach durch die endogene( eigene,innere) Produktion von Endorpginen oder Enkephalinen beseitigt werden.
Methadon, ein Medikament das als Opiat genutzt wird, unterdrückt den Schmerz eines Menschen durch die Unterdrückung der Nervensignale. Dabei bleibt jedoch eine körperliche Abhängigkeit von exogenen(äußeren) Morhpinen erhalten.


 

Quellen:

 App zum Gehirn
Abitur Wissen, Biologie - S. 371, 437, 458Natura-Neurobiologie - S,66/67

Das moderne Lexikon, Buch 5 - Droge
Das moderne Lexikon, Buch 13 - Opium, Opiumgesetz
Das moderne Lexikon, Buch
 
 
Arabela Abenza

Gedächtnisformen


Gedächtnisformen


Zu Beginn der Gehirnforschung suchte man nach dem Ort, an dem unsere Erinnerungen gespeichert sind. Doch auch nach vielen Jahren Forschung gab es Verwirrung, da sich herausstellte, dass eine Erinnerung nicht an genau einem Platz gespeichert wird, sondern im kleinen Fetzen an einzelnen Orten im Gehirn, die für bestimmte Arten von Informationen gemacht sind. Jene Orte im Gehirn nennen sich auch Gedächtnisformen, Gedächtnissysteme oder simpel Informationsspeicher. Manche davon sind bewusst, andere unbewusst, oder auch deklarativ und implizit. Bewusst heißt, dass hier Erinnerungen gelagert sind, die man nachvollziehen kann und bei denen man sich auch daran erinnert, wie man zu dieser Erinnerung gekommen ist. Die Erinnerungen im impliziten Bereich des Gehirns verhalten sich anders. Hier werden z.B. reine Wissensinformationen gelagert, zum Beispiel das 2+2=4 ist, ohne dass man weiß woher dieses Wissen eigentlich kommt. Außerdem werden hier automatisierte Handlungen wie z.B. Fahrrad fahren gelagert.
Erst beim Erinnern an ein Ereignis werden die einzelnen Teile der Erinnerung, auch Engramme oder Gedächtnisspuren genannt, wieder zusammen gesetzt.
Aber wie werden die Erlebnisse denn eigentlich zu Erinnerungen? Wenn eine Information oder ein Erlebnis zum Kurzzeit ins Langzeitgedächtnis übergeht, aktivieren sich verschiedene Neuronengruppen. In der Zusammensetzung dieser vielen Neuronen spiegelt sich unsere Erinnerung wieder. Jedes Mal, wenn wir wieder an diese eine Erinnerung denken, werden wieder dieselben Neuronen aktiviert. Je öfter wir das machen, umso schneller und intensiver reagieren die Neuronen, und umso einfacher können wir die Erinnerung später abrufen. So trainieren wir unser Gedächtnis auch, wenn wir zum Beispiel Vokabeln lernen.
Es gibt jedoch verschiedene Stadien des Gedächtnisses, und im Langzeitgedächtnis dann verschiedene Systeme die verschiedene Informationen abspeichern.


Sensorisches Gedächtnis

Das sensorische Gedächtnis, oder auch Ultrakurzzeitgedächtnis, beschreibt jene Speicherform, die eine bestimmte Information bzw. einen Reiz nur im jeweiligen Sinnesorgan speichert, zum Beispiel einen Geruch in der Nase. Hier wird der Reiz zu einer Erregung umgewandelt und ans Arbeitsgedächtnis weitergeleitet. Der Reiz wird hier nur bis zu einer Sekunde bereitgestellt.


Arbeitsgedächtnis

Im Arbeitsgedächtnis, auch Kurzzeitgedächtnis genannt, wird wie es der Name schon sagt Informationen nur sehr kurz gespeichert und mit ihnen gearbeitet. Es können außerdem nur wenige Informationen gleichzeitig gespeichert werden, bei normalen Menschen etwa 4-7, bei sogenannten „Genies“ bis zu 9 einzelnen „Chunks“, also einzelnen Informationen. Diese Informationen können hier zwischen 10 Sekunden und einigen Minuten gespeichert werden.
Das Gedächtnis arbeitet hier mit den Informationen, indem es sie mit anderen Informationen aus dem Langzeitgedächtnis vergleicht und verknüpft. Erst wenn die Informationen oder der Empfangene Reiz mit schon vorhandenen Informationen, bzw. Erinnerungen verknüpft werden kann, kann sie ins Langzeitgedächtnis übernommen werden.
Wenn dies nicht geschieht, geht die Information nach spätestens einigen Minuten für immer verloren. Die einzige Möglichkeit eine Information ins Langzeitgedächtnis zu übertragen ohne eine Verknüpfung herzustellen, ist es sie immer und immer wieder zu wiederholen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Erlernen einer neuen Sprache, bei der Vokabeln gelernt werden die vollkommen neu sind. Diese haben oft keine Verbindung zu anderen Informationen im Langzeitgedächtnis und müssen immer wieder wiederholt werden.
Das Arbeitsgedächtnis befindet sich in der Hirnrinde des Großhirns und ist wiederrum geteilt in Links und Rechts. Die linke Seite speichert Neutrale Informationen, die Rechte Informationen die mit Erlebnissen und Emotionen zusammenhängen. Wenn die Information relevant genug ist, bzw. dazu passende Informationen im Langzeitgedächtnis gefunden werden, werden sie zum Hippocampus(Teil des Limbischen Systems, dient auch zur räumlichen Orientierung) weitergeleitet, welcher dabei hilft das Erlebte einzulagern.


Langzeitgedächtnis

Im Langzeitgedächtnis werden Informationen dauerhaft gespeichert, welche jederzeit abgerufen werden können. Im sogenannten Limbischen System und dem dazugehörigen Mandelkern (Amygdala) werden jene Informationen nochmal auf soziale und biologische Bedeutung geprüft und dann den einzelnen Gedächtnissystemen und Emotionen zugeordnet. Die Emotionen spielen somit eine große Rolle in der Zuordnung und Speicherung verschiedener Informationen.
Das Abrufen der Informationen aus dem Langzeitgedächtnis kann jedoch auch gestört sein. Zum einen durch eine simple Überlagerung von Informationen, die zufällig passiert. Zum anderen kann das Abrufen der Erinnerungen durch eine Hemmung, also eine Gedächtnisstörung verhindert werden.


Gedächtnissysteme im Langzeitgedächtnis:

Unbewusste Informationsspeicher:
Die unbewussten Informationsspeicher lassen sich auch als implizite Gedächtnisformen bezeichnen.

Prozedurales Gedächtnis:
Speicher für Bewegungsabläufe oder körperliche Handlungen wie z.B. Klavier spielen oder Fahrrad fahren
Priming:
Das Priming erlaubt das erkennen einer Information und das abgleichen mit einer anderen, obwohl sie nur unvollständig oder nur ähnlich mit etwas schon erlebten ist. Hilfreich ist dabei ein vorrausgegangener Reiz, der auf den eigentlichen vorbereitet.

Bewusste Informationsspeicher:
Die bewussten Informationsspeicher tragen zusammengefasst den Namen „deklaratives Gedächtnis“.
Episodisches Gedächtnis:
Hier werden Lebenserfahrungen und Emotionen gespeichert und abgerufen. Dieses Wissen lässt uns anderes Wissen auf einer Zeitebene zuordnen. Wird auch als autobiographisches Gedächtnis bezeichnet.
Perzeptuelles Gedächtnis
Reize werden als familiär erkannt, weil man sie schon mehrmals erlebt hat.
Wissensgedächtnis:
Wird auch als semantisches Gedächtnis bezeichnet. Hier werden Informationen gelagert, die wir nicht unbedingt „erlebt“ haben, sondern einfach „wissen“, z.B.  Sprachkenntnisse oder Mathematik gespeichert.

Vergessen und Falsche Erinnerungen

Das Gehirn filtert schon vor dem Speichern der Information einige unwichtige Dinge heraus, aber viele Dinge werden erst mit der Zeit unwichtig. Zum Beispiel, wer uns beigebracht hat, dass 2+2=4 ist, oder woher wir wissen dass die Hauptstadt von Deutschland Berlin ist. Solche Hintergrundinformationen werden nach einer Zeit vom Gehirn gelöscht, genau wie alle anderen Informationen, die entweder nicht mehr wichtig oder auch emotional nicht mehr relevant ist. Genauso beseitigt das Gehirn Erinnerungen, die lange nichtmehr abgerufen wurden. Manchmal passieren allerdings auch unseren Gehirn Fehler, und es werden die „falschen“ Informationen gelöscht. Das Gehirn stuft eine Information als unwichtig ein und löscht sie, obwohl wir sie eigentlich noch brauchen.
Tatsächlich ist es bekannt, dass eben jenes Filtern und Löschen von Informationen unglaublich wichtig ist. Von Gedächtniskünstlern, die ein sogenanntes „eidetisches Gedächtnis“ haben und somit fast alle Informationen dauerhaft abspeichern, ist bekannt dass sie kaum alleine ihren Alltag meistern können, da sich eine Unmenge von eigentlichen unwichtigen Fakten in ihrem Gehirn vor die gerade relevanten Dinge schiebt. Sie können sich nicht auf das wesentliche eine Situation fokussieren.
Das Gehirn kann jedoch nicht nur Informationen löschen, sondern sie auch (ungewollt) verfärben.
Jede Erinnerung wird von aktuellen Emotionen und Situationen so beeinflusst, dass sie vollkommen anders vom Original sein kann, wenn wir sie eines Tages abrufen. So kann sie z.B. falschen Orten, Zeiten und Personen zugeordnet werden, oder glücklicher/weniger glücklich erscheinen, als sie eigentlich war. Diese Fehlfunktion des Gehirns tritt im Alter besonders häufig auf und wird dann als altersbedingtes Assoziationsdefizit bezeichnet.
Erinnerungen können desweiteren auch von anderen Personen beeinflusst oder sogar erfunden werden. Wenn eine Person jemanden erzählt, er habe in der Kindheit eine bestimmte Situation erlebt, meint derjenige nach einer Weile oft, sich sogar daran erinnern zu können, obwohl die Situation niemals stattgefunden hat. Das Gedächtnis kann somit auch gefährlich manipuliert werden.

Gedächtnisverlust

Gedächtnisverlust, auch Amnesie genannt, kann durch verschiedene Ereignisse eintreten, betrifft jedoch meist nur das episodische Gedächtnis. Der Betroffene kann sich somit an automatisierte Handlungen wie Fahrrad fahren oder Schnürsenkel binden erinnern, aber nicht an Dinge die er einst erlebt hat.
Eintreten kann eine Amnesie durch Schädigung bestimmter Hirnareale, zum Beispiel des Hippocampus oder des Zwischenhirns. Hierbei können dann verschiedene Teile des Gedächtnisses verletzt sein.
Außerdem kann das Gedächtnis durch psychologische Mechanismen blockiert werden. Dies tritt oft nach Traumata wie Unfällen auf, man weiß jedoch nicht wie dies zustatten geht oder ausgelöst wird. Genannt werden sie Psychogene Amnesien.
Unterschieden wird beim Gedächtnisverlust zwischen einer retrograden Amnesie und einer anterograden Amnesie. Erste zeichnet sich dadurch aus, dass man sich nur an früher Erlebtes nichtmehr erinnern kann, bei der anterograde Amnesie jedoch kann der Patient keine neuen Erinnerungen mehr abspeichern.

Amnesien können auch durch Mangelernährung, also dem Mangel an bestimmten Vitaminen, ausgelöst werden. So leiden zum Beispiel Alkoholiker und Magersüchtige oft an Gedächtnisverlust.
Eine weitere Art der Amnesie betrifft tatsächlich jeden Menschen: Die Infantile Amnesie. Kein Mensch kann sich an seine frühe Kindheit erinnern, was daher kommt, dass das Selbstbewusstsein sich erst ab ca. dem 2. Lebensjahr ausbildet und auch das Gedächtnis sich erst ausbilden muss.

Quellen:
Natura – Neurobiologie und Verhalten
http://dasgehirn.info/
Von Laura Albermann

Handlungskette : Stichlingsbalz und Erdkröten Versuche





Die Handlungskette


1) allgemeine Definition
Die Handlungskette ist eine Abfolge von instinktiven Verhaltensabläufen/ Handlungen, die sich zu einer Handlungskette zusammenfügen. Bei den Handlungen entstehen verschiedene Reizsituationen, die wiederrum einen Schlüsselreiz für eine neue Handlung sind oder die Endhandlung. Die Handlungskette kann man dabei in die normale und die verschränkte Handlungskette unterscheiden.


Zur Erinnerung ein kleines Schaubild zur Erklärung des Instinktverhaltens und der Ablauf:
: unbewusste Wahrnehmung, z.B.: Hunger; kann evtl. ausfallen

: Orientierungsbewegung


: Handlungsbereitschaft

: starrer Handlungsablauf, erblich festgelegt

Die Handlungskette besteht aus mehreren hintereinander ablaufenden Teilen der Instinkthandlung, welche mit der Endhandlung abschließt.









2) Handlungskette der Stichlingsbalz
1 Erscheint ein Stichling-Weibchen mit silbernen und dicken Bauch -visueller Reiz, der eine Appetenz auslöst-  im Revier eines Männchens –beide der gleichen Art-, 2 beginnt dieser instinktiv mit seinem Balztanz-Handlungsbereitschaft auf visuellen Reiz-. Diesen nennt man Zick-Zack-Tanz. Mit diesem Balztanz möchte das Männchen auf sich aufmerksam machen.
Der Balztanz löst beim Weibchen einen visuellen Reiz aus. Ist das Weibchen bereit zur Fortpflanzung reagiert sie auf diesen Reiz, stellt sich 3 schräg zum Männchen und zeigt ihren dicken Bauch, welcher durch die vorhandenen Eier aufgebläht aussieh.
Die Handlung bewirkt einen erneuten visuellen Reiz auf das Männchen, welches daraufhin seinen Balztanz fortführt und das Weibchen auf das 4 Nestm hinweist. Dies vollzieht das Männchen so oft bis das Weibchen darauf reagiert, entweder durch Wegschwimmen oder 5 Folgen. Wenn das Weibchen folgt, zeigt das Männchen den 6 Nesteingang. Hat sich das Weibchen einen Eingang zum Nest gegraben, 7 schlüpft es hinein.
Ist das Weibchen im Nest  klopft das Männchen mit der Schnauze auf die Schwanzwurzel des Weibchens-Berührungsreiz-. Diesen Vorgang nennt man 8 Schnauzentremolo, dieses löst beim Weibchen das 9 Ablaichen  aus.
Nach dem Ablaichen wird das Weibchen vertrieben, da es nicht mehr als dieses erkannt wird -kein dicker Bauch am Weibchen mehr erkennbar-. Das Ablaichen des Weibchens ist die Endhandlung der Handlungskette des weiblichen Stichlings.
Nachdem das Weibchen vertrieben wurde, schlüpft das Männchen selbst in das Nest und besamt die Eier.  10 Das Besamen der Eier ist die Endhandlung der Handlungskette des männlichen Stichlings.
Bei  weiteren vorbeischwimmenden trächtigen Weibchen kann sich Balz und Eiablage wiederholen, sodass im Nest  des Männchens mehrere Gelege von verschiedenen  Weibchen vorhanden sind. Nach der Befruchtung kümmert sich das Männchen um die Nestpflege und entfernt verpilzte   und abgestorbene  Eier. Mit dem Fächeln  der Brustflosse werden die Eier mit genug Sauerstoff versorgt.




2.1) Erklärung Handlungskette der Stichlingsbalz
Anhand des Balzverhaltens  der Stichlinge lässt sich eine verschränkte Handlungskette erklären. Bei der  verschränkten Handlungskette handelt es sich um eine Reizbeeinflussung  zwischen zwei  Partner, die Partner beeinflussen sich gegenseitig durch ihr Verhalten, wobei  immer wieder neue Schlüsselreize gesendet werden. Reagiert ein Partner nicht auf den Schlüsselreiz, so wird die Handlungskette abgebrochen und beginnt wieder von vorne. Jedoch können bei einer Handlungskette auch Schritte übersprungen werden und beliebig oft kombiniert und wiederholt werden. Die Handlungskette ist keine starre Abfolge und ist dann abgeschlossen, wenn es zu einer Endhandlung kommt.




3) Versuche mit Erdkröten (Filme)
Film 1
In einem Labor werden Versuche mit Erdkröten durchgeführt.  Die Erdkröten werden mit Mehlwürmern aus einer Petrischale gefüttert.
Anfangs beachten sich die Erdkröten kaum und haben ihre Blicke nur auf die Mehlwürmer gerichtet. Die Mehlwürmer bewirken einen visuellen Beutereiz bei den Erdkröten. Es kommt zur Taxis und der gerichteten Appetenz. Die Erdkröten zeigen nun die Bereitschaft zum Fressen.
In einem weiteren Versuch wird Mehlwurmkot in eine abgetrennte Hälfte eines Terrariums geblasen, dieser Versuch soll zeigen, dass die Erdkröten den Geruch des Mehlwurmkots wahrnehmen.
Die Erdkröten nehmen sofort den Geruch des Beutetieres (Mehlwurm) war und verbinden ihn mit dem Geruch des Beutetieres, die Kröten werden sofort aktiver, da ihre ungerichtete Appetenz steigt. Bewegt sich nun auch ein Objekt, kommt es zur Taxis und zur gerichteten Appetenz. Bewegt sich ein Objekt weiter kommt es zur Endhandlung und die Erdkröten beginnen damit untereinander nacheinander zu schnappen.
Dieser Versuch zeigt, dass die Erdkröten den Futterduft mit  jedem beliebigen  Bewegungsreiz verbinden und sich sogar anfangen selber zu beißen.
Die Tiere auf der anderen Seite des Terrariums ohne Geruch bleiben ruhig, da die Tiere aus dem Freiland den Geruch nicht kennen und ein Bewegungsreiz eines anderen Tieres nicht genügt, um eine Appetenz zum Zuschnappen auszulösen.
Die Laborkröten kennen den Futtergeruch und  reagieren darauf, da sie im Labor regelmäßig mit Mehlwürmern gefüttert werden, auch wenn diese nicht zu den eigentlichen Nährmitteln in der Natur gehören. Die Laborkröten assoziieren den Geruch mit der Beute und Nahrung , daher findet eine Art Selbstdresseur statt.
Die Triebstärke wird bei bekanntem Beuteduft soweit erhöht,  dass  auch solche Objekte einen Reiz  zum Beutefang auslösen, dessen Konfiguration nicht in das angeborene Beuteschema passt.
Der bekannte Futterduft und  ein Bewegungsreiz genügen  als Auslöser für den Beutefang. Der angeborene Auslösemechanismus kann sehr fein zwischen Beuteähnlichen und unähnlichen Bewegungskonfigurationen  unterscheiden.
Bei einem weiteren Versuch wird ein horizontaler Streifen vor einer Kröte wie ein Wurm platziert, dieser  Streifen löst das Beutefangschema aus. Durch die Bewegung des Streifens kommt es zu einer Taxis und der gerichteten Appetenz. Allerdings kommt es zu keiner Endhandlung. Die Erdkröte 
beobachtet den „Wurm“- Pappstreifen- nur und lässt ihn nicht aus den Augen- Zeichen für die Taxis und die gerichtete Appetenz.
Auf den Antiwurm, also ein senkrecht angelegter Streifen, reagiert die Erdkröte nicht.  Wird jedoch der Duft von Mehlwurmkot hinzugefügt, schließt die Kröte sogar den Antiwurm in ihr Beuteschema ein.  Das zeigt, dass zwei verschiedene Reize zusammenwirken müssen, um den die Endhandlung bei der Erdkröte aus zu lösen. Ohne den Duftreiz  würde die selbe Kröte mit dem angeborenen Schema nicht reagieren und den Antiwurm meiden.  So kann die Erdkröte durch die Filtereigenschaften ihres angeborenen Auslösemechanismus ihre Erfahrungen erweitern.


Film 2
Im zweiten Film wird ein neuer  Versuch vorbereitet, dieser wirft die Frage auf welches Merkmal der bewegten Streifen Beute und nicht-Beute signalisiert und ob es wirklich die Orientierung der Streifenlängsachse  im Raum ist.
Der Versuch läuft folgendermaßen ab:
Ein schwarzer Streifen auf weißem Laufband kreuzt das Gesichtsfeld der Kröte auf unterschiedliche Weise.
Ein horizontal angeordneter  Streifen in horizontaler Bewegung löst bei der Erdkröte den Beutefangreiz aus. Der gleichlange Streifen in vertikaler Ebene, in horizontaler Richtung laufend,  löst bei der Kröte nichts aus, sie wendet sich sogar ab.
Ein vertikal angeordneter Streifen in vertikaler Richtung laufend, signalisiert der Kröte überraschenderweise  Beute. Der  horizontale Streifen in vertikal laufender Richtung bleibt unbeantwortet. Entsprechende Befunde  gelten für diagonale Richtungen.


Wurmkonfiguration:
Wenn Längsachse eines Streifens parallel zur Bewegungsrichtung läuft.
Antiwurmkonfiguration:
Wenn Längsachse eines Streifens quer zur Bewegungsrichtung ausgerichtet ist.
Diese Präferenz Wurm gegenüber Antiwurm ist Bestandteil eines Spezien gemeinsamen  Musterunterscheidungsvermögens.


3.1) Auswertung Versuche
An den Laborversuchen mit den Erdkröten wird deutlich welche Reize auf die Erdkröte wirken müssen damit diese ihr erbkoordiniertes Beutefangverhalten zeigen. Während der ungerichteten Appetenz, Hungergefühl, reagiert die Erdkröte auf den visuellen Reiz, den ein Objekt durch Bewegung hervorruft. Entspricht das bewegte Objekt noch einem Wurm, so ist die Erdkröte voll und ganz auf sein Beutefangverhalten konzentriert.
Ungerichtete Appetenz + Bewegungsreiz = Beutefangverhalten

Desweiterem hat man durch die Versuche mit den Geruchsproben gesehen, dass die Erdkröten durch den Geruch viel stärker gereizt werden und reagieren als auf einen visuellen Bewegungsreiz. Sobald das erbkoordinierte Beutefangverhalten der Erdkröten durch den Geruch angeregt wurde, zeigt sich nicht nur die Taxis und die gerichtete Appetenz, sondern auch eine Endhandlung- das Schnappen der Erdkröten nacheinander-. Der Hauptreiz für die Endhandlung ist damit der Geruchsreiz.
Geruchsreiz = Beutefangverhalten

Der Geruchsreiz mit dem Mehlwurmkot wirkt nur bei den Erdkröten, welche schon länger im Labor mit Mehlwürmern gefüttert wurden. Die Erdkröten, aus ihrer natürlichen Umgebung kommend, zeigen  keine Reaktion auf den Geruch. Für sie ist die Wurmkonfiguration zum Beutefangverhalten und der Endhandlung ausschlaggebend. Die Erdkröten aus dem Labor haben ihr angeborenes Beutefangverhalten erweitert. Sie haben den Geruchsreiz mit Beute verbunden und den Bewegungsreiz als unwichtiger eingestuft. Der Geruchsreiz löst bei den Erdkröten aus dem Labor die Handlungskette aus. Sie riechen die „Beute“, reagieren darauf und durch einen Bewegungsreiz steigern sie ihre Handlungsbereitschaft und es kommt zur Endhandlung. Dies ist die normale Handlungskette.

4) Resümee
Das Beutefangverhalten einer Erdkröte besteht aus einer Abfolge stereotyper Bewegungen wie Zuwenden, Fixieren, Zuschnappen. Woran aber erkennt die Erdkröte ihre Beute? Welche Reize lösen die Bewegungsabfolge aus?

Zuwenden= Taxis
Fixieren= gerichtete Appetenz
Zuschnappen= Endhandlung

Die Erdkröte erkennt ihre Beute an der Wurmkonfiguration und die dazu gehörige Bewegungsrichtung, verstärkt wird die Reizung durch eine erweiterte „antrainierte“ Dufterkennung, wodurch es zur Bewegungsabfolge/ Handlungskette kommt.
Die Erdkröte steht in einer einseitigen Verbindung mit ihrer Beute -> Normale Handlungskette
Die Stichlinge stehen in einer gegenseitigen Verbindung und reizen sich gegenseitig -> verschränkte Handlungskette

Tiere zeigen grundsätzlich ein instinktives Verhalten, welches erbkoordiniert festgelegt ist. Dieses kann aber erweitert oder verfeinert werden. Sind verschiedene Reize nötig, um zur erbkoordinierten Endhandlung zu kommen, spricht man von einer Handlungskette.



Quellen:

Stark- Verlag;  Meinhard, Moisl; Abitur- Training Biologie; Biologie 2, Verhaltensbiologie, Evolution; S.63- 77

Filme und Infoblatt von Herr Wilfer






Sonntag, 30. Dezember 2012

Kommunikation bei Menschenaffen



Menschenaffen (auch bekannt als Große Menschenaffen oder Hominidae), darunter Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas und Bonobos, gehören zu der Familie der Primaten und sind unsere engsten Verwandten im Tierreich. Sie sehen uns nicht nur ähnlich, sondern haben auch gewisse Verhaltensmuster, die unseren Verhaltensweisen sehr ähnlich sind. Dieser Gattung gehört auch der Mensch (Homo sapiens) an.

Forschungen zeigen, dass Menschenaffen fähig sind, komplexe Kommunikationswege zu erlernen und zu benutzen, um miteinander und mit Menschen kommunizieren zu können. Hierbei benutzen sie Zeichen,Symbole, Laute, Mimik und Gestik.

 So wie alle anderen Tiere, kommunizieren Menschenaffen, um ihre biologischen und gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen zu können. So warnen sie andere Artgenossen vor Raubtieren, interagieren mit ihren Gruppenmitgliedern oder versuchen den Zusammenhalt während einer Reise beizubehalten. Viele Menschenaffen verlassen sich auf olfaktorische Kommunikation wie Urin, um ihre Territorien zu markieren oder ihre gesellschaftliche Position darzustellen. Durch Berührung und/oder Annäherung zeigen oder bestätigen sie die Beziehung, die sie mit den anderen Affen haben. Menschenaffen benutzen die Kommunikation außerdem noch, wenn sie andere Menschenaffen auf sich aufmerksam machen wollen, sie vor Gefahr warnen wollen oder um den Ort einer großen Nahrungsquelle mitzuteilen. Meerkatzen benutzen zum Beispiel drei verschiedene Alarmrufe bei Angriffen von Leoparden, Adlern oder Schlangen. Dies wurde von Dorothy Cheney und Robert Seyfarth in Freilanduntersuchungen mit Tonbandaufnahmen nachgewiesen. Die Gewarnten flüchten je nachdem welche Alarmrufe der Signalsender ruft. Bei Leopardenalarm flüchten sie in die Bäume, unten in die Büsche wenn sie Adleralarm hören und bei Schlangenalarm beobachten sie den Boden. Allerdings wird ein Alarm meist nur dann gerufen, wenn Verwandte in der Nähe sind. Bei einem falschen Alarm setzt das Tier seinen "Ruf“ auf's Spiel und wird nächstes Mal nicht mehr von anderen Gruppenmitgliedern ernst genommen.

Schimpansen

Credit: Frans de Waal
Yerkes National Primate Research Center
Emory University
 Schimpansen (Pan) sind aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae) und sind die nächsten lebenden Verwandten der Menschen. Sie benutzen Werkzeuge, wie zum Beispiel Steine, um Nüsse zu knacken oder Stöcke um Termiten zu fangen. Diese Werkzeuge dienen sowohl als Wurfgeschosse um Feinde zu vertreiben als auch um sich zu verteidigen. Schimpansen kommunizieren auf eine ähnliche nonverbaler Weise wie Menschen. Sie benutzen Laute und Töne, verschiedene Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen. Schimpansen können mindestens 32 unterschiedliche Laute produzieren. Die sogenannte pant-hoot ist beispielsweise eine Art von Laut, den Schimpansen machen, um Kontakt mit den anderen aus der Ferne aufzunehmen. Andererseits benutzen Schimpansen spezielle pant-grunts als Zeichen, dass sie sich einem anderen Schimpansen unterordnen. Ein höheres Rangfolgegruppenmitglied würde diesen Laut nie vor einem niedrigeren Rangfolgemitglied der Gruppe verwenden. Durch Gesichtsausdrücke und Gestik verdeutlichen Schimpansen ihre Bedürfnisse und Emotionen. Schimpansen bitten andere Schimpansen um Nahrung mit offenen Händen. Ein besorgter Schimpanse macht die Lippen spitz. Ein verängstigter Schimpanse zeigt seine Zähne. Ein Lächeln zeigt einen nachgelassenen, freundlichen Schimpansen an. Wenn die Lippen fest zusammen gedrückt sind, ist der Schimpanse bereit anzugreifen.


Laut Forschern, geben Schimpansen, wie wir Menschen, ihre „Kultur“ an andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften weiter. Und sobald sie erfahren haben, wie man etwas macht, tendieren sie dazu, sich daran zu halten, selbst wenn es nicht die beste Art ist, die Arbeit fertig zu machen. Dies ist anscheinend so, weil die Notwendigkeit sich an ihre Gemeinschaften anzupassen genauso wichtig ist, wie bei uns Menschen.


 Kommunikation per Zeichensprache


 Die Theorie, die besagt, dass Zeichensprache die ursprünglichste Form der menschlichen Sprache war, ist bis heute noch umstritten. Viele Wissenschaftler vermuten, dass die Menschen vor dem gesprochenen Wort eine Gebärdensprache nutzten. Forscher benutzen oft eine Zeichen-/Gebärdensprache, um mit Primaten kommunizieren zu können. Manche Forscher behaupten, dass Menschenaffen nicht intelligent genug seien, deshalb können sie nicht sprechen. Doch diese Behauptung hat schon längst ihre Glaubwürdigkeit verloren. Menschenaffen haben nicht die Fähigkeit Worte/Sprache zu vokalisieren, da ihre Stimmlippe bzw. der Bau des Kehlkopfes anders ist als bei Menschen. Deshalb können sie nur verschiedene Laute oder Geräusche machen, die wir Menschen nicht verstehen können. Menschenaffen sind aber fähig eine Zeichensprache zu erlernen. Es ist jedoch umstritten, ob sie die Wörter auch richtig verstehen können.

Washoe


Forscher/Wissenschaftler sind seit langem fasziniert und forschen über das Verhalten sowie die Kommunikationsfähigkeit der Menschenaffen. Sie haben versucht die menschliche Sprache den verschiedenen Spezies der Menschenaffen beizubringen. Im Jahr 1966, bekamen Allen Gardner und seine Frau Beatrix Gardner den Affen Washoe, als sie ungefähr 10 Monate alt war und brachten ihr die amerikanische Zeichensprache bei.

Washoe
(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/4/48/Washoe_chimpanzee.jpg)
Washoe ist eine Schimpansin und gilt als das erste nichtmenschliche Wesen, das gelernt hat durch die amerikanische Zeichensprache (ASL) mit Menschen zu kommunizieren. Allen und Beatrix Gardner zogen Washoe wie ihr eigenes Kind auf. Washoe wurde in einer freundlichen Umgebung aufgezogen, trug häufig Kleidungen und saß mit ihnen am Abendessenstisch. Später führte der Psychologe Roger Fouts die Arbeit mit Washoe weiter. Washoe beherrscht ca. 250 Wörter behauptet Fouts, und dass sie auch ihre Kinder und Artgenossen Teile der Sprache beigebracht hat. Washoe benutzte Zeichen um ihre Bedürfnissee auszudrücken wie zum Beispiel eine bittende Geste. Um den „Geruch“ auszudrücken verwendete Washoe das Zeichen für „Blume“. Nach zusätzlichem Training konnte sie schließlich die Unterschiede zwischen Geruch und Blume unterscheiden. Außerdem Washoe war auch in der Lage zwei oder drei Zeichen zu kombinieren. Beispielsweiße „öffnen essen trinken“ bedeutet „öffne den Kühlschrank“ und „bitte öffnen beeilen“ sollte „bitte öffnen Sie es schnell“ bedeuten. Doch Kritiker sind skeptisch darüber, ob die Schimpansen auch wirklich die Sprache/Wörter verstanden haben. Im November 2007 starb Washoe im Alter von 42 Jahren.

Kanzi


Sue Savage-Rumbaugh with Kanzi in 2003
(http://www.smithsonianmag.com/science-nature/speakingbonobo.html)
 Kanzi ist ein Bonobo Schimpanse, der durch die Verwendung von Yerkish (Lexigram) gelernt hat zu kommunizieren, durch das Drücken verschiedene Tasten, die für bestimmte Wörter stehen. Die Yerkish Tastatur ist an einen Computer angeschlossen, sodass das Wort dann laut vom Computer vokalisiert wird. Offensichtlich hat Kanzi durch Zuschauen oder Lauschen die Bedeutung der Symbole gelernt, als die amerikanische Psychologin und Primalogin Sue Savage-Rumbaugh Matata, die Adoptivmutter von Kazi, sie unterrichtet hat. Sue Savage-Rumbaugh erklärte, dass auf einem Ausflug im Wald am Georgia State-Universitätslabor, wo Kanzi aufgezogen wurde, Kanzi die Symbole für "Marshmallow" und "Feuer " berührte. Kanzi hatte Streichhölzer und Marshmallows bekommen, zerbrach Stöcke für ein Feuer, zündete die Streichhölzer an und toastete die Marshmallows an den Stöcken. Sue Savage-Rumbaugh behauptet, dass Kanzi nicht nur die Symbole, die er benutzt, kennt, sondern auch die Bedeutung von bis zu 3,000 gesprochenen englischen Wörtern kennt. Um dies zu überprüfen hat Sue Savage-Rumbaugh jemanden in einem anderen Zimmer Worte aussprechen lassen, die Kanzi durch Kopfhörer hört. Kanzi zeigt dann auf das entsprechende Symbol auf seiner Tastatur. Außerdem haben Sue Savage-Rumbaugh und ihre Kollegen auch getestet, inwieweit die Bonobos die Fähigkeit besitzen ihre Gedanken „auszusprechen“, anstatt nur auf eine Tastatur zu drücken. In einem Experiment wurden Kanzi und seine Schwester, Panbanisha, in separate Räume gesetzt, sodass sie sich nicht sehen, aber hören können. Durch Lexigram (Yerkish) erklärte Sue Savage-Rumbaugh Kanzi, dass er Joghurt kriegen würde. Er wurde dann darum gebeten, Panbanisha diese Information zu übermitteln. Kanzi hat etwas zu Panbanisha vokalisiert, Panbanisha vokalisiert etwas zurück und drückt schließlich "Joghurt" auf der Lexigram Tastatur.




Quellen:

Natura: Biologie für Gymnasien - S.116, 120, 121
http://www.davidmswitzer.com/apelang.html
http://www.nature.com/scitable/knowledge/library/primate-communication-67560503
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/wildtiere/menschenaffen/index.jsp
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/wildtiere/menschenaffen/intelligenz.jsp
http://www.scinexx.de/dossier-detail-91-14.html
http://www.pigeon.psy.tufts.edu/psych26/language.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Schimpanse
http://en.wikipedia.org/wiki/Washoe_(chimpanzee)
http://www.daswissensblog.de/affen-und-menschliche-sprache-von-koko-washoe-und-anderen-sprechenden-affen/
http://www.smithsonianmag.com/science-nature/speakingbonobo.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Kanzi#cite_note-Smithsonain-9
http://abcnews.go.com/Technology/DyeHard/story?id=1061207&page=1#.UOA4-uQ73To
http://www.enchantedlearning.com/subjects/apes/chimp/

Lernen durch Gewöhnung - Habituation


Auf ein Lebewesen strömt eine große Menge an Reizen und Informationen ein. Um dieser Überbelastung entgegenzuwirken blendet der Organismus vorhandene Reize aus, um sich so an sie zu gewöhnen. Dabei werden die Reize zwar ausgelöst, doch die Reaktion bleibt aus. Dies geschieht erst nach mehrmaliger Wiederholung.
Der wesentlichste Unterschied zwischen der Gewöhnung und der Habituation liegt bei den bedingten und unbedingten Reflexen. Während sich die Habituation nur auf unbedingte Reflexe bezieht, kann sich die Gewöhnung auf beide Arten von Reflexen beziehen.
Bedingte Reflexe sind nicht angeboren Reflexe, die erlernt werden. Unbedingte Reflexe sind angeboren und entweder bei der Geburt schon komplett ausgebildet oder werden während des Lebens entwickelt.

Die Habituation ist eine, meist unbewusste Art des Lernens. Habituation geschieht, wenn der Körper einem immer wiederkehrenden Reiz ausgesetzt ist, welcher sich als unbedeutend erweist. Die Reaktion wird immer schwächer und bleibt nach einiger Zeit meistens völlig aus.

Wir wohnen in der Nähe vom Flughafen. Am Anfang haben wir den ständigen Fluglärm als störend empfunden, doch heute haben wir uns, unbewusst, an ihn gewöhnt. Er ist nicht wichtig und wir blenden ihn aus.

Ein wesentliches Problem bei der Habituation liegt in der Unterscheidung zwischen Ermüdung und Gewöhnung. Wann gewöhnt sich der Körper und wann beruht das Nachlassen der Reaktion auf einer Schwäche des Körpers?

Ihr Hund läuft Ihnen immer entgegen, wenn Sie die Tür aufschließen. Er springt an Ihnen hoch und bellt, doch wenn er immer wieder ignoriert wird, wird er merken, dass Sie, auch nach mehrmaligem Anspringen nicht an ihm interessiert sind. Schließlich wird er Ihnen nicht mehr entgegenkommen, sondern dort verweilen wo er ist. Ist dies nun eine Habituation oder einfach nur die Trägheit des Hundes?

Diese Frage lässt sich anhand von bestimmten Eigenschaften, die nur bei der Habituation auftreten, klären:

Habituation ist reizspezifisch.
Die Habituation bezieht sich nur auf einen bestimmten Reiz. Alle anderen Reize können gleichstark ausgeführt werden. Wären alle anderen Reize geschwächt, wäre die Reaktion auf die Ermüdung des Körpers zurückzuführen.

Wenn sie nun ihren Hund zu sich rufen und er schwanzwedelnd, so wie immer, auf sie zu gerannt kommt, wissen Sie, dass es nicht an seiner Trägheit lag. Somit wurde seine Reaktion auf Ihr nicht beachten habituiert.

Habituation ist reaktionsspezifisch.
Ein Reiz kann mehrere Reaktionen haben. Es kann aber nur eine habituiert werden. Das heißt, wenn eine Reaktion habituiert wurde, müsste die andere Reaktion in ihrer normalen Stärke auftreten.

Wenn Sie ihrem Hund etwas zu essen hinstellen, wird er sofort hinrennen und essen. Wenn Sie ihm dann über das Fell streicheln, wird er kurz den Kopf heben, da er angefasst wurde, doch nach wenigen Sekunden wird er den Kopf wieder senken und weiter fressen. Er merkt dennoch weiterhin, dass sie ihn streicheln. Das Kopf heben des Hundes wurde habituiert, doch er nimmt die Streicheleinheiten unvermindert stark wahr.


Bei der Habituation unterscheidet man zwischen zwei Zeiträumen.


Bei der Lang-Zeit-Habituation kann der Effekt bis über Wochen und Monate hin anhalten.

Sie stehen vor einem Gemälde und sehen es zum ersten Mal. Sie werden mehrere Minuten davor stehen und es gründlich betrachten. Sehen Sie das Bild nach Wochen oder Monaten erneut, werden Sie ihm nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken wie am Anfang, da Ihnen das Gemälde bereits bekannt ist. Ihre Reaktion wurde habituiert.  

Der Effekt bei der Kurz-Zeit-Habituation ist bereits nach wenigen Stunden nicht mehr vorhanden.
Der Unterschied zwischen den beiden Zeiträumen ist der sogenannte Spontanerholungseffekt. Dieser Effekt tritt nur bei der zeitlich kürzeren Dauer auf.
Während dem sogenannten „time-out“ wird der Körper dem Reiz eine gewisse Zeit nicht mehr ausgesetzt. Wird nun der Körper diesem Reiz abermals ausgesetzt, tritt die, nun nicht mehr habituierte Reaktion in verstärkter Form auf.

Sie sind auf einem Konzert. Die Musik ist sehr laut. Am Anfang werden Sie diese Lautstärke für störend empfinden, doch nach kurzer Zeit haben Sie sich daran gewöhnt. Wenn sie aber nun in der Pause nach draußen gehen und einige Minuten dort verbringen (hier erfolgt der Spontanerholungseffekt), hören Sie nur die „normalen“ Geräusche von draußen. Wenn das Konzert weitergeht, werden Sie die laute Musik erneut als störend empfinden, weil sich Ihre Ohren kurz zuvor an die normale Lautstärke gewöhnt haben.


Synaptische Vorgänge beim Prozess der Gewöhnung


Die Aktionspotenziale werden an Synapsen im Kleinhirn weitergegeben. Dies geschieht mit Hilfe des Transmitters Glutamat, welches an den Rezeptor der postsynaptischen Membran andockt. Somit wird ein Na+ Einstrom und ein K+ Ausstrom ausgelöst und ein Aktionspotenzial gebildet. Wenn jedoch sehr viele Aktionspotenziale die Synapse erreichen wird durch die verstärkte Glutamatausschüttung noch ein weiterer Rezeptor aktiviert, der dann über eine Stoffwechselkaskade in der postsynaptischen Membran den Ionenfluss am ersten Rezeptor unterbindet. So wird dafür gesorgt, dass bei vielen ankommenden Aktionspotenzialen die damit verbundenen Informationen nicht weitergeleitet werden. Diese Reaktion auf immer wiederkehrende Impulse kann als Gewöhnung aufgefasst werden.



Was hat Sucht mit Gewöhnung zu tun?


Sucht ist eine krankhafte und zwanghafte Abhängigkeit von Stoffen, wie zum Beispiel Alkohol.
Als Gewöhnung  wird die physische Bindung an ein Suchtmittel bezeichnet.
Wer regelmäßig Alkohol konsumiert, gewöhnt sich sehr schnell an die Wirkung. So wird Alkohol schnell in den Alltag mit eingebunden, beispielsweise wenn man mit Freunden zusammen ist, nach einem stressigen Tag usw. Je mehr sich diese Gewohnheiten in den Alltag einbringen, desto schwieriger ist es, sich von ihnen zu lösen. Denn, wie oben beschrieben, führt das Wiederholen von bestimmten Verhaltensweisen zu bestimmten Reaktionen. Bei der Sucht ist die Gewöhnung natürlich ein negativer Faktor, da es sich hierbei nicht um unwichtige Informationen handelt, sondern um ein einfaches Gewöhnen an den Alkohol. Da beim Alkoholtrinken Glückshormone (Dopamin und Endorphine) ausgeschüttet werden, merkt sich das Gehirn, dass der Effekt von Alkohol eine positive Wirkung hat. Dadurch steigert sich das Verlangen nach immer mehr Alkohol.

Quellenangabe
http://de.wikipedia.org/wiki/Habituation#Habituation_beim_Menschen
http://www.hilfreich.de/gewoehnung-eigenschaften-von-habituation_10192
http://www.kmdd.de/jugendliche-was-ist-sucht.htm
https://www.kenn-dein-limit.info/gewoehnung-an-alkohol.html
PDF-Datei Bau und Funktionen von Nervenzellen - Lernen durch Gewöhnung