Neuronales Training: Lernen durch Bahnung
Wenn Neuronen an Lernprozessen beteiligt sind, ändert sich
ihr Aufbau und ihre Funktionen. Umso häufiger ein neuronaler Weg benutzt wird,
desto intensiver und effektiver erfolgt der Informationsfluss zwischen den
beteiligten Nervenzellen. Wärend diesem Prozess werden räumlich oder zeitlich
zusätzliche exzitatorisches postsynaptische Potenziale[1] (EPSPs) erzeugt. Die Abbildung stellt dies
nochmal deutlich dar:
Bei einer Beobachtung
der Meeresschnecke (Aplysia) kann man nach längerem Training die Veränderung
eines mechanosensorischen Neurons feststellen. Man kann erkennen, dass
durch die Intensivierung des Informationflusses die Synapsenzahl deutlich ansteigt.
(Siehe Abb.)
Anhand dieser
Abbildung lässt sich schließen, dass eine wiederholte Reizung das Neuron in
seiner Funktion verstärkt. Das erkennt man daran, dass nicht nur die Länge der
Verzweigungen, sondern auch die Anzahl der „aktiven“ Synapsen,
welche die Verbindung zwischen Neuron und Muskel herstellen, zugenommen
hat.
Eine wiederholte Reizung des mechanosensorischen Neurons
führt zur wiederholten Erzeugung von Aktionspotentialen in Form von EPSPs unter
der verstärken Ausschüttung von Transmittersubstanzen. Das Neuron Produziert
nun vermehrt Transmitter. Langfristig gesehen werden zusätzliche Synapsen
gebildet. Auf diese Weise wird das Neuron bei häufiger Reizung die Folgezellen
verstärkt aktivieren. Durch die somit entstehende Vermehrung der Synapsen
erfolgt eine Bevorzugung dieser Verbindung.
Grundlegend lässt sich jedoch sagen, dass Lernen als
langfristig stabile Verhaltensänderung zu verstehen ist, die sich entweder
durch Verstärkung und Präzisierung von Muskelaktivität (Bahnung) oder als
Unterlassung einer Muskelaktivität (Gewöhnung) äußert.
(Zum besseren Verständnis: Bahnungsprozesse sind
Verhaltensweisen die sich durch häufiges und regelmäßiges ausüben erlernen
lassen wie zum Beispiel: Bewegungsabläufe beim Sport, die gesamte Motorik beim
Spielen von Instrumenten, Hand- und Armbewegung beim Schreiben)
Implizites und explizites Lernen:
Bei einem neutralen Reiz führt die Erregung im sensorischen nerv zur Ausschüttung von nur wenig Transmitter an der Synapse zum Motoneuron[2] (unterschwellige Erregung). Trifft an dieser Synapse, kurz nachdem sie aktiv war, ein stark erregendes Signal ein, reichern sich Calciumionen in der präsynaptischen Endigung[3] an. Das führt zu einer Reihe von Veränderungen, die eine vermehrte Transmitterausschüttung mit sich bringt. (Neutraler reiz wird reaktionsauslösend) . Das starke Signal muss dazu kurz nach der Aktivierung der Synapse eintreffen. In der unteren Abbildung stammt es von einem sensorischen Neuron, das Informationen über einen Schmerzreiz transportiert und über ein Interneuron[4] vermittelt wird. Da die Verstärkung der Synapsenwirksamkeit nur eintritt, wenn sie gerade aktiv war, spricht man von aktivitätsabhängiger Bahnung.
Desweiterm
unterscheidet man auch zwischen räumliche und zeitliche Summation:
Definition räumliche Summation:
Mehrere Signale (Depolarisation und Hyperpolarisation)
verschiedener eingehender Synapsen (hemmend und erregend) werden am Axonhügel
miteinander verrechnet.
Übersteigt das verrechnete Potential den Schwellenwert, wird
ein AP am Axonhügel ausgelöst.
Definition zeitliche Summation:
Eine Synapse vermittelt mehrere Impulse hintereinander. Die
graduierten Potenziale (PsPs) werden am Axonhügel miteinander verrechnet.
Übersteigt das verrechnete Potenzial des Schwellenwert wird am Axonhügel ein AP
ausgelöst.
Langzeitpotenzierung/ Synaptische Bahnung:
Wenn am synaptischen Endköpfchen eine Erregung zu bemerken
ist, depolarisiert sie die präsynaptische Membran. Daraufhin öffenen sich dort
spannungsabhängige Calcium-Ionen-Kanäle (1). Durch diese strömen dann
Calcium-Ionen in das Cytoplasma des Endköpfchens. In diesem gibt es eine große
Zahl von membranumhüllten Synaptischen Bläschen. Durch den Anstieg der Calcium-Ionen-Konzentration
verschmelzen einige der Vesikel mit der präsynaptischen Membran(2) und
entlassen ihren Inhalt in den synaptischen Spalt. Neben dem Acetylcholin gibt
es eine Vielzahl weiterer Substanzen, die als Transmitter wirken können. Die
Vesikelmembran geht anschließend in der präsynaptischen Membran auf.
Die Transmittermoleküle diffundieren (eindringen) durch den
synaptischen Spalt und erreichen sehr schnell auch die postsynaptische
Membran(3).
Dort besetzen sie für etwa eine Millisekunde die
Acetylcholin-Rezeptoren von Ionenkanälen.
Durch die Bindung öffnen sich die Kanäle für diese Zeit und
lassen Natrium Ionen durch(4), weshalb die postsynaptische Membran depolarisiert
wird. Das entstehende postsynaptische Potential (PSP) ist der ausgeschütteten
Transmittermenege proportional.
Wie wird nun der Ausgangszustand wieder hergestellt?
Die Acetylcholinmoleküle lösen sich nach einer Millisekunde
wieder vom Rezeptor ab und können auf das Enzym Acetylcholinesterase treffen.
Dieses ist sowohl im synaptischen Spalt als auch in der ostsynaptischen Membran
vorhanden(5) und spaltet den Transmitter Cholin und Acetationen. Ohne
Acetylchloin verändert sich der räumliche Aufbau des Kanals wieder und die
Natrium-Ionen können die postsynaptische Membran nicht mehr durchqueren.
Die Acetat-Ionen und das Cholin werden vom Endköpfchen aktiv
aufgenommen(6).
Aus ihnen wird wieder Acetylcholin hergestellt das in
Vesikel eingelagert wird(7).
Zum besseren Verständnis: http://www.youtube.com/watch?v=1kaYl7GKVoI
Implizites – explizites Gedächtnis.
An die Erlebnisse vor unserem dritten Lebensjahr kann sich
niemand mehr bewusst erinnern.
Die ersten bewussten Erinnerungen beginnen im Alter von drei
Jahren.
Unsere bewussten Erinnerungen werden in einem Teil des
Gehirns namens Hippocampus gespeichert. Diese Hirnregion reift erst am Ende des
dritten Lebensjahres voll aus. Was hier als bewusste Erinnerung abgespeichert
ist, wird als explizites Gedächtnis bezeichnet.
Ein typischer expliziter Gedächtnistest ist das
Wiedererkennen. Dabei soll für vorgegebene Personen, Ereignisse oder
Gegenstände beurteilt werden, ob diese aus einer bestimmten Lernperiode bekannt
sind. Ein Beispiel hierfür wäre die Augenzeugenidentifikation von
Tatverdächtigen in einer Bilddatenbank.
Was wir in unserer frühesten Kindheit erleben, wird in das
implizite Gedächtnis eingeschrieben (Priming). Es wirkt bis ins
Erwachsenenalter fort. Schon in den ersten 18 Monaten wird der Grundstein für
unsere Persönlichkeit gelegt. Jedoch ist das implizite Gedächtnis jener Teil,
welcher sich auf das Erleben und Verhalten des Menschen auswirkt, ohne dabei
ins Bewusstsein zu treten.
Bei impliziten Gedächtnisprüfungen kann man als Beispiel die
Wortidentifikationsaufgabe wählen, dabei sind Wörter nur für wenige Sekunden
sichtbar. Jedoch ist zu beobachten, dass deutlich weniger Fehler gemacht
werden, wenn die Wörter in einer vorgeschalteten Phase des Experiments bereits
einmal gelesen wurden.
Genauere Drastellung des Impliziten Gedächtnis:
Quellen:
·
weitere Quellen:
·
PDF-Datei
·
Buch: Abitur-Training Biologie 1,
·
Arbeitsblätter 13 LK Herr Schmied
Von: Zinnia Arndt
[1] Ein exzitatorisches postsynaptisches Potenzial
entsteht bei Depolarisation der postsynaptischen Membran. Erregende
postsynaptische Potenziale werden im empfangenden Neuron verarbeitet. Sie
unterliegen der räumlichen und zeitlichen Summation.
[2] Motoneurone sind jene Neuronen im menschlichen
Nervensystem, die den Muskeln und Drüsen die Informationen vom
Zentralnervensystem übermitteln.
[3] Als präsynaptische Endigung – auch Synapsenendknöpfchen,
Axonende oder auch Axonterminale – wird das Ende des Axons einer Nervenzelle
(Neuron) bezeichnet, sofern es den präsynaptischen Teil einer chemischen
Synapse bildet.
[4] Als Interneurone, auch Schaltneurone oder
Zwischenneurone, werden Nervenzellen bezeichnet, die mit allen ihren
Endknöpfchen (Fortsätzen) in einem konkret definierten Bereich des
Zentralnervensystems (ZNS) liegen und dort zwischen zwei oder mehr
Nervenzellen geschaltet
sind.
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