Skinner, Behaviorismus, Aberglauben anhand des Beispiels mit
Tauben
B . F. S K I N N E R
Als Behaviorismus bezeichnet man eine Sicht auf den Menschen
als Produkt seiner Umwelt. John Locke, britischer Philosoph ( 1632-1704), war
der Ansicht, dass der Mensch als „tabula rasa“, leeres Blatt, auf die Welt
kommen würde. Somit wäre jegliches Verhalten durch Erfahrungen mit der Umwelt
erlernt und nicht angeboren.
Im 20. Jahrhundert begann dann eine Strömung in der
amerikanischen Psychologie, in der hauptsächlich das Verhalten von Individuen
interessierte. Die geistigen Prozesse wurden als „nicht beobachtbar“ angesehen.
Alle Prozesse, innerhalb eines Organismus, wurden von den
sogenannten Behavioristen nicht beachtet. Als Gründer des Behaviorismus gilt
John B. Watson. Dieser untersuchte nur das, was jeder beobachten konnte,
nämlich das menschliche Verhalten. Ein weiterer bekannter Vertreter des
Behaviorismus ist B. F. Skinner.
Burrhus Frederic Skinner ( 1904-1990) war ein US-
amerikanischer Psychologe und einer der bekanntesten Vertreter des
Behaviorismus. Sein Hauptwerk befasst sich mit der operanten Konditionierung (instrumentelle
Konditionierung, Lernen am Erfolg).
Skinner wuchs in Susquehanna, Pennsylvania auf, sein
Elternhaus war recht solide. Bis 1926 besuchte er das Hamilton College in
Clinton, New York. Er studierte Kunst- und Sprachwissenschaften. Skinner wollte
Schriftsteller werden, war damit aber weniger erfolgreich und schrieb sich ab
1928 an der Havard University im Fach Psychologie ein. Sein Interesse lag bei
der Verhaltensforschung und dem Behaviorismus.
William John Crozier, Leiter der Fachrichtung versuchte
Tiere, als Ganzes“ zu analysieren, ohne Betrachtung der Inneren Vorgänge, des
Geistes.
Skinner entwickelte
während dieser Zeit die ,,Skinner-Box“ (so wird sie heute genannt).
Das Verhalten von Testtieren konnte mit deren Hilfe erfasst
werden.
Tier wird in Testkäfig gesetzt, in der sich ein Hebel
befindet. Jeder Hebeldruck des Test- Tieres wird übersetzt in die
Aufwärtsbewegung eines Schreibstiftes, unter dem ein Papierstreifen horizontal
zu Seite bewegt wird. So entsteht eine kumulative, beziehungsweise eine ansteigende
Aufzeichnung ( Gerät heißt Cumulative Recorder), in der die Reaktion des Tieres
in Abhängigkeit von der Dauer des Lerntests dokumentiert wird. Je steiler die
Kurve nach oben geht, desto schneller hat das Tier die vom Testleiter
erwünschte Aktion gelernt.
Der bis dahin die Ansicht des Behaviorismus teilten Skinner,
wurde aufgrund dieses Experiments bewusst, dass das Prinzip ,, Reiz- Reaktion“
noch die der Reaktion folgenden Konsequenzen, durch Umwelteinflüsse, zu
zusetzten ist.
Als Beispiel ( zur Verdeutlichung), das Testtier, hier nun
eine Ratte befindet sich im oben genannten Käfig. An der Wand befindet sich der
Hebel und neben diesem Hebel befindet sich die Futterbox. Nun betätigt diese
Ratte durch Zufall diesen Hebel, was passiert? Eine neue Futterportion kommt in
die Box. Was macht die Ratte? Sie betätigt nun immer wieder diesen Hebel.
Skinner bezeichnete die so beim Testtier aufgebauten
Bewegungsabfolgen als ,,operantes Verhalten“. Den Vorgang, in dessen Verlauf
das operante Verhalten erzeugt wird, bezeichnete er als ,,operante
Konditionierung“.
Nun kommen wir zurück zu dem oben genannten Beispiel:
Operant ist hier das Verhalten unmittelbar vor dem verstärkenden Reiz, der
Futterportion. Die Ratte wird nun immer wieder den Hebel betätigen und das Essen
in einer Ecke des Käfigs horten.
“the
behavior is followed by a consequence, and the nature of the consequence
modifies the organisms tendency to repeat the behavior in the future“ Operant bedeutet in seine Umwelt
einzugreifen, die Umwelt beeinflussend. Bei der operanten
Konditionierung, greift ein Individuum von sich aus aktiv in seine Umwelt ein;
diese Verhalten ruft eine Reaktion der Umwelt hervor ( -> Konsequenz auf das
Verhalten). Operantes Verhalten muss nicht geplant sein, vielmehr sind diese
Verhaltensweisen als spontan zu bezeichnen. ( Auf das
Verhalten folgt eine Konsequenz und die Natur dieser Konsequenz verändert die
Neigung des Organismus, dieses Verhalten in Zukunft zu wiederholen.)
Wenn man nun aber der Ratte keine weitere Futterportion
gibt, was passiert dann?
Die Verhaltenshäufigkeit nimmt langsam ab, bis die Ratte
ganz aufhört den Hebel zu betätigen. Das bezeichnet Skinner dann als
,,Auslöschung“, ,,Extinktion“, des operanten Verhaltens. Aufwand und Dauer
einer Löschung sind abhängig von der Lerngeschichte und von der Art der
Verstärker.
( Ein Verhalten, das
nicht mehr von dem verstärkenden Reiz gefolgt ist, wird in Zukunft weniger
wahrscheinlich auftreten.)
Aus diesem Experiment leitete Skinner das Prinzip der
Verstärkung ab:
,,Verstärkung ist der
Prozess, der dazu führt, dass ein spontan gezeigtes Verhalten vermehrt
auftritt.“ Hobmair ( 1996) Unter Verstärkung versteht man die angenehmen
Folgen.
,,Erfolgt direkt auf ein Verhalten etwas, was als angenehm
empfunden wird oder was zum Erfolg führt, dann tritt dieses Verhalten in
Zukunft häufiger auf. Es ist durch die angenehme Konsequenz oder Folge
verstärkt worden. Angenehme Folgen eines Verhaltens bezeichnen wir daher als
Verstärkung.“ Schmitt ( 1999)
Durch positive Verhaltensweisen können auch negative
Verhaltensweisen verstärkt werden. Zum Beispiel: Kommt ein Schüler zu spät zum
Unterricht und seine Mitschüler applaudieren ihm, ist es wahrscheinlich das
dieser häufiger zu spät zum Unterricht erscheint.
Das liegt daran, dass man danach strebt, angenehme Folgen
wieder zu erleben und sein Verhalten aufgrund vergangener Situationen
anzupassen.
Es wird zwischen der positiven Verstärkung und der negativen
Verstärkung unterschieden.
Als positive Verstärkung wird ein Verhalten bezeichnet, dass
in einer bestimmten Situation wiederholt gezeigt wird, weil die bisherigen
Reaktionen auf dieses Verhalten positive Konsequenzen gebracht hat. Anders
gesagt: auf dem Verhalten folgt ein Glücksmoment, zum Beispiel, ich halte einer
alten Dame die Tür auf und diese lächelt mich an und bedankt sich. Die positive
Verstärkung stellt in pädagogischer Sicht eine sinnvolle Methode dar, um über
Belohnung und Erfolg die Häufigkeit des Auftretens eines Verhaltens zu erhöhen.
Die negative Verstärkung bedeutet, dass ein bestimmtes
Verhalten in einer bestimmten Situation vor unangenehmen Konsequenzen schützt.
Diese Verhaltensweise führt dazu, dass eine unangenehme (aversive) Konsequenz
ausbleibt ( Flucht).
Skinner unterscheidet auch zwischen positiver Bestrafung und
negativer Bestrafung, beziehungsweise zwischen „Bestrafung Typ 1“ und
,,Bestrafung Typ 2“:Positive Bestrafung ist eine Verhaltensweise, welche zu
einer unangenehmen Konsequenz führt. Ein Beispiel: ein Schüler rennt gegen eine
Glastür und bricht sich die Nase.
Als negative Bestrafung bezeichnet man eine Verhaltensweise,
in der eine angenehme Konsequenz ausbleibt. Beispiel: Der Schüler erledigt
nicht seine Hausaufgaben und kriegt vom Lehrer 0 Punkte.
Durch Bestrafung sollen unerwünschte Verhaltensweisen/
Einstellungen verhindert werden, diese werden jedoch nicht dauerhaft beseitigt,
sondern nur kurzfristig unterdrückt oder abgeschwächt,
,,Verhaltensunterdrückung“.
Die Bestrafung führt dazu, dass ein angemesseneres Verhalten
nicht erlernt wird, sondern bringt ein Individuum nur dazu, unangenehmen
Situation aus dem Weg zu gehen, aufgrund von Angst vor Konsequenzen.
Abergläubisches Verhalten ( Alltagsverhalten)
Die oben genannten Entdeckungen Skinners kann man leicht in
Bezug mit alltäglichen Situationen setzen. Die operanten Konditionierungen sind
sehr vielfältig. Unser alltägliches Verhalten ist in vielen Bereichen durch
Verstärkung und Bestrafung gesteuert. Solche Bereiche sind zum Beispiel die
Erziehung, die Sozialisation, unser Verhalten in Gruppen und mit
zwischenmenschlichen Beziehungen.
Das abergläubische Verhalten ist eine typische, alltägliche
Verhaltensweise, die Skinner durch Experimente untersucht hat.
Ein berühmtes Experiment ist das sogenannte Experiment: die
„abergläubischen“ Tauben von B.F. Skinner. Merkmal dieses Experiments ist ein
hervorgerufenes, sich wiederholendes Verhalten der Propanden, der Tauben, als
Auswirkung einer operanten Aktion durch eine vorgetäuschte Belohnung. Dieses ,,sinnlose“
Verhalten liegt einem „verkehrten Glauben“ an nicht reell vorhandenen
Zusammenhängen zugrunde. Die Tauben werden einzeln in Käfige gesetzt, in die in
gleichmäßigen Zeitabständen von 15 Sekunden ein Futterkorn fällt. Die Tauben
zeigen beliebige Aktivitäten nachdem sie in die Käfige gesetzt wurden. Die eine
Taube putzt sich, eine andere Taube erkundet den Käfig usw. Diese eine Bewegung
die jede Taube gemacht hat, wird nun scheinbar durch das erste Futterkorn
belohnt. Auf Hoffnung nach mehr Futter fangen die Vögel an die Bewegungen zu
wiederholen, sie werden mit weiteren Körnern belohnt. Das die Körner in kurzen
Zeitintervallen in den Käfig gegeben werden und nicht als Konsequenz auf ihr
Verhalten ist den Tieren nicht bewusst. Hierbei handelt es sich um eine
zufällige Konditionierung. Allerdings befinden sich die Tauben in einer
künstlich geschaffenen Situation, in der ohne Zutun des Vogels in regelmäßigen
Abständen Futter in den Käfig gelangte. Normalerweise steht das Verhalten der
Tiere im Zusammenhang mit der
Futterbeschaffung. Dies erklärt dann auch die
Konditionierung zu dieser Art von bizarren Verhaltensweisen. Diese
Konditionierung ist von der Natur als zur Optimierung der Nahrungssuche
vorgesehen.
Wie nun im Experiment verdeutlicht wird, entsteht
abergläubisches Verhalten durch das Lernen scheinbar kausaler Verhaltens-Folge-
Beziehungen. Bestimmte Verhaltensweisen und Verhaltensfolgen treten häufig
gemeinsam auf. Je wichtiger die Folge eines Verhaltens ist, desto schwieriger
ist eine Löschung des abergläubischen Verhaltens. Das potenzielle Risiko eines
Ausbleibens der Folge wäre zu groß.
Skinner der seine Experimente mit den Tauben weiter
ausbaute, indem er 1944, im 2. Weltkrieg, diese den ferngesteuerten Bomben
entgegensetzen wollte. Er ging auf die Suche nach Sponsoren für sein ,,streng
geheimes militärisches Projekt“. Skinner dressierte die Tauben so, das deren
Pickbewegungen dazu genutzt werden sollte, eine Fernrakete auf Kurs zu halten.
Jede Taube gehörte so zu einer Rakete. Das Projekt fand allerdings kein
Anklang.
Auch befasste Skinner sich in seinem viel diskutierten Roman
Walden Two mit einer Gesellschaft deren Leben durch operante Konditionierung
geformt würde. Dadurch wäre, so Skinner, die Gesellschaft frei von Konflikten,
die sich auf Technologien der Verhaltenssteuerung stützt. Hauptsächlich auf die
positive Verstärkung. Wer nun aber die Obrigkeitsrolle übernehmen sollte, wird
in dem Roman nicht ersichtlich.
Alles im allem, ist Skinner ein vielseitig interessierte
Mann gewesen, der sich bis in den Tod hinein mit dem menschlichen Verhalten und
der Lösung für die Rettung der Umwelt beschäftigt hat. Seine Experimente finden
bis heute Anklang und werden noch immer angewendet, beziehungsweise verfeinert.
Er hat einen großen Beitrag zur Verhaltensforschung beigetragen und es lohnt
sich, sich intensiver mit Skinner zu beschäftigen.
Quellen:
Charlotte Jahn
Herr Wilfer
Biologie GK
30.12.2012
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