Zur Person
Konrad
Lorenz ist am 07.11.1903 in Wien geboren und starb am 27.02.1989. Er war
Zoologe und galt als einer der Hauptvertreter der klassischen
Verhaltensforschung (Ethologie)und nannte sein Forschungsgebiet
„Tierpsychologie“. Gemeinsam mit Karl von
Frisch und Nikolaas Tinbergen wurde
ihnen der Nobelpreis in Medizin für ihre Entwicklung bezüglich des Aufbaus und
die Auslösung von Individuellen und sozialen Verhaltensmustern zugesprochen
Definition
Die
Ethologie, welches ein Teilgebiet der Biologie ist, befasst sich mit der
Beobachtung, Erforschung und der Analyse des Verhaltens von Tieren Dies bezeichnet man als die wissenschaftlichen
Verhaltensuntersuchungen von angeborenen oder angelernten Gewohnheiten. Sie
beinhaltet die Untersuchungen von angeborenen Verhaltensweisen und
Verhaltensweisen, die stark von inneren Bedingungen beeinflusst werden. Es
werden innere Ursachen betrachtet und die klassischen Ethologen versuchten
meist möglich natürliche und artgerechte Beobachtungssituationen zu schaffen.
Besonderes Interesse widmeten sie auch den evolutiven und ultimaten Ursachen
der Verhaltensweisen. Ein Beispiel dafür ist auch der Versuch Lorenzs, der
Graugänse, die er unterschiedlich aufzog um ihr Verhalten zu vergleichen und zu
analysieren. Er ist einer der wichtigsten Vertreter und Mitgründer der
Ethologie.
Ein
weiteres Beispiel
Silbermöwenküken,
so wollte Tinbergen bei Attrappenversuchen herausgefunden haben, erkennen ihre
Eltern am roten Fleck auf dem gelben Schnabel und betteln um Futter, indem sie
diesen anpicken. Hält man ihnen einen Vogelkopf aus Pappe mit grünem
Schnabelfleck vor, betteln die Küken rund ein Drittel weniger. Fehlt der Fleck
ganz, geht die Reaktion gar um drei Viertel zurück. Ein roter Schnabel tut es
auch, auf andere Schnabelfarben sprechen die Tiere nur halb so häufig an. Die
Kopffarbe spielt hingegen keine Rolle: ob grün oder blau, ob schwarz oder weiß,
immer picken laut Tinbergen die Küken zu, wenn nur der Schnabel einen roten
Fleck trägt. Dieses Verhalten ist nach Tinbergen den Jungvögeln angeboren, sie
reagieren auf einen Schlüsselreiz. Ein solcher Schlüsselreiz sei
unverwechselbar und in der natürlichen Umwelt des Tieres sehr spezifisch, so
die Theorie. Andernfalls nämlich würden Jungtiere auf alle möglichen Reize in
ihrer Umgebung reagieren und könnten so leicht zur Beute werden.
Vorwort
In der
Ethologie spricht man nicht von „Instinkt“ sondern von „Instinktverhalten“. Dies
bezeichnet innerhalb der ethologischen Theorie der Instinktbewegung eine
angeborene Verhaltensweise, die aus gegeneinader abgrenzbaren Grundbausteinen
des Verhaltens aufgebaut ist. Die Instinktbewegung, die auch Erbkoordination
genannt wird, wird durch einen Schlüsselreiz ausgelöst und kann so lange
ablaufen, wie eine innere Handlungsbereitschaft vorhanden ist. Diese Theorie
wurde erstmals 1937 von Konrad Lorenz formuliert. Als Beleg, dass eine
Verhaltensweise angeboren ist, gilt unter anderem die Reifung, somit ihre
Vollkommenheit, im Verlauf der individuellen Entwicklung.
Bausteine
des Instinktverhaltens (genauer : Instinktbewegung)
- Angeborenes Erkennen einer auslösenden Situation – Schlüsselreiz
- Aktivierungsmechanismus
- Bewegungskomponente
- Aktionsspezifische Erregung – innerer Antrieb für die Bewegungskomponente
Instinktmodel
Die
Instinkttheorie wird als ein Gesamtkonzept bezeichnet, mit dessen Hilfe sie
beobachten können, ob das Verhalten der Tiere durch klar gegeneinander
abgrenzbare Instinkte verursacht und gelenkt werden. Zum einen kann man die
Ergebnisse der Beobachtung mit anderen Beobachtungen in Beziehung setzten und
dadurch Zusammenhänge zwischen völlig unterschiedlichen Lebewesen entdecken.
Zum anderen könne man aus den Grundannahmen einer Theorie Gesetzmäßigkeiten
ableiten, die einen neuen Raum für Fragen und Experimente öffnet.
Das
psychohydraulische Instinktmodell
Mit diesem
Modell will Lorenz das „Prinzip der doppelten Quantifizierung“
veranschaulichen. So seien Instinktbewegungen ein Ergebnis der spontan
ansteigenden Handlungsbereitschaft, somit wäre das der Wasserstand im Gefäß, welches von einer im Nervensystem
produzierten aktionsspezifischen Energie, der
Zufluss, gespeist wird. Die Instinktbewegung, das abfließende Wasser, wird normalerweise durch ein Schlüsselreiz, das Gewicht, ausgelöst. Da wir hier aber
eine Reizschwelle, die Feder, die das
Ventil gegen die Abflussöffnung drückt, zu überwinden haben, vermittelt
noch ein angeborener Auslösemechanismus zwischen Reiz und Reaktion.
Somit
besteht ein Zusammenhang zwischen Reiz und Reaktion
- Desto stärker ein Reiz, desto stärker fällt die Reaktion aus
- Desto stärker der innere Antrieb, die Motivation, desto stärker fällt die Reaktion aus
- Dennoch kann durch einen starken Reiz eine Reaktion ohne Motivation ausgelöst werden
- Doch durch hohe Motivation kann auch bei fehlendem Reiz eine Reaktion auslösen
Die Aufnahme von Nahrung ist abhängig von 2 Faktoren:
- Äußere Bedingungen, wie Attraktivität der Nahrungsmittel
- Innere Bedingung, wie das Hungergefühl
Bei großem
Hunger wird auch das unattraktivste Nahrungsmittel aufgenommen, dennoch bei
kleinem Hunger wird nach attraktiven Nahrungsmitteln gesucht.
Wenn man
längere Zeit diese Instinktbewegung nicht durchführt, wird der Organismus in
Unruhe versetzt und es veranlasst ihn, aktiv nach den auslösenden
Reizkombinationen zu suchen. Lorenz bezeichnet dieses Verhalten als
Appetenzverhalten, benannt nach dem englischen Begriff „appetitive behaviour“.
Ist diese Suche nicht erfolgreich , staut sich nach Lorenz aktionsspezifische Energie so auf, dass die
Instinktbewegung auch ohne auslösendem Schlussreiz ausgeführt wird. Dies
beschrieb Lorenz als erster und nennt es den „Leerlaufhandlung“.
Die
Übersprungbewegung
In vielen Konflikten
treten Verhaltensweisen auf, die für den Beobachter als unpassend oder
deplatziert scheinen. Hähne unterbrechen gelegentlich ihren Kampf und picken
auf den Boden, obwohl keine Nahrung vorhanden ist. Austernfische stecken beim
Anblick ihres Spiegelbildes ihren Schnabel ins Gefieder und schlafen ein.
Solche, für uns unsinnige Handlungen wurden als Übersprungbewegung bezeichnet.
Durch die gegenseitige Hemmung gleichstarker Antriebe für 2 Verhaltensweisen
sollte eine 3. Möglich werden. Man geht davon aus, dass das gezeigte
„unsinnige“ verhalten für das Tier durchaus eine Bedeutung haben kann und somit
seine Erfolgschancen erhört werden.
Das
Instinktmodell nach heutiger Sicht
Spätestens nach
den 70er Jahren wurde durch die Neuropsychologie und der Hirnforschung deutlich
gemacht, dass die Steuerung von Verhalten wesentlich komplexer ist, als das
Modell von Lorenz darstellt. Denn Klaus Immelmann, ein Professor für
Verhaltensbiologie, warnte bereits 1986:
„Selbstverständlich darf ein solches
Instinktmodell aus der Frühzeit der vergleichenden Verhaltensforschung – was
häufig vergessen wurde – wirklich nur als Modell verstanden werden. Es vermag
keineswegs eine echte Erklärung der zugrundeliegender Vorgänge zu geben und
soll lediglich darauf hinweisen, dass es im Verhalten über – und untergeordnete
Instanzen gibt“
(Klaus Immelmann 1986)
Quellen
Natura –
Neurobiologie und verhalten
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